Nach Prognosen errang sein rechtsgerichtetes Bündnis bei der Parlamentswahl am Dienstag eine knappe Mehrheit. In Nachwahl-Befragungen kam es auf 61 oder 62 Sitze in der 120 Mandate umfassenden Knesset. Das endgültige Wahlergebnis, das erst im Lauf der Woche erwartet wird, kann von den Prognosen abweichen. Eine wichtige Rolle spielt auch die Frage, ob die kleine arabische Partei Balad ins Parlament einziehen kann. Dies hätte einige Auswirkungen auf die Sitzverteilung und könnte Netanjahus Mehrheit gefährden.

In einer ersten Stellungnahme sprach Netanjahu von einem "guten Start", mahnte aber, das endgültige Ergebnis abzuwarten. In den politischen Spitzen der Palästinenser fielen die Reaktionen negativ aus. Der Ministerpräsident der palästinensischen Autonomie-Gebiete, Mohammed Schtajjeh, erklärte, das Wahlergebnis zeige, dass es keinen Partner für einen Frieden gebe. "Das Ergebnis der Wahl wird zu einer Regierung führen, die Verbrechen gegen unser Volk begeht und eine politische Lösung blockiert", sagte der Vertreter der Palästinensischen Befreiungsorganisation, Wasel Abu Jussef.

Netanjahu war bereits mehrfach Ministerpräsident und steht wegen Korruptionsvorwürfen vor Gericht. Er hat hinter sich national-konservative und ultrareligiöse Kräfte versammelt. Ein Hinweis auf das Erstarken radikaler Gruppen ist der Erfolg des Ultranationalisten Itamar Ben-Gwir. Seine "Jüdische Macht" kommt der Prognose zufolge auf 15 Mandate, zwei mehr als in Umfragen angenommen. Der Unterstützer Netanjahus verlangt, dass jeder, der nicht loyal zu Israel steht, aus dem Land verwiesen wird. Bereits früher war er wegen rassistischer Hetze verurteilt worden.

Der Wahlkampf war bestimmt von Fragen der nationalen Sicherheit und der auch in Israel spürbaren Inflation. Es war die fünfte Wahl in weniger als vier Jahren in dem tief gespaltenen Land.

Der amtierende Ministerpräsident Jair Lapid war Teil eines Anti-Netanjahu-Bündnisses. Im Juni hatte die von ihm geführte bisherige Acht-Parteien-Koalition nach nur zwölf Monaten ihre Mehrheit verloren.

(Reuters)