Nestlé ist zwar wie versprochen die Rückkehr zum Mengenwachstum gelungen, gleichzeitig gab es aber eine starke Verlangsamung beim Preisbeitrag. Nun hat der Lebensmittelriese für das Gesamtjahr seine Wachstumserwartungen leicht zurückgeschraubt. Das kommt in Analystenkreisen nicht gut an.

Um kurz nach 9.30 Uhr verlieren die Nestlé-Titel 3,6 Prozent auf 90,20 Franken und halten damit im Gesamtmarkt SMI die rote Laterne. Dieser steht angesichts der Kurseinbussen bei dem Schwergewicht um 0,70 Prozent im Minus. Die Nestlé-Aktien stehen ohnehin bereits seit Längerem unter Druck.

Verschiedene Analysten zeigen sich enttäuscht von den vorgelegten Halbjahreszahlen, auch wenn im Vorfeld bereits über eine Ausblickssenkung gemutmasst worden war. Neu will Nestlé organisch um mindestens 3 Prozent wachsen, bislang war ein Wachstum von «um die 4 Prozent» in Aussicht gestellt worden.

Bezüglich Mengenwachstum, Profitabilität und freiem Cashflow sei das Zahlenset zwar durchaus überzeugend, schreibt Vontobel. Die gesenkte Guidance für 2024 sei aber eine «kalte Dusche» und dürfte die Bären kaum beschwichtigen. Er sei jedoch der Meinung, dass es angesichts des derzeit schwierigen und volatilen Umfelds ein kluger Schritt sei, «eine realistischere Prognose» abzugeben, die auch mit den Markterwartungen übereinstimme. Der zuständige Analyst der ZKB fragt zeigt sich gar überrascht darüber, «dass Nestlé diesen Schritt nicht bereits im April gemacht hat».

Bei Bernstein ist von einem «enttäuschenden» Zahlenset die Rede. Zwar könnte ein Bulle argumentieren, dass sich alles um Volumen und Mix (RIG) dreht, aber das Pricing sei eben doch auch wichtig. Das höchste RIG und tiefste Pricing sehe man bei den Zugpferden Kaffee und Tierfutter. Dies deute darauf hin, dass Nestlé Promotionen genutzt habe, um die Verkäufe anzukurbeln.

Die verlangsamten Preiserhöhungen sowie die höheren Marketingausgaben dürften auch Bedenken bezüglich Profitabilität wecken, heisst es bei Jefferies. Den Ausblick einer moderaten Margenerhöhung hat Nestlé indes bestätigt.

Bei BG Iris ist man der Meinung, die Verbesserung beim RIG sei «ein positives Signal». Der Konzern kämpfe aber «trotz einiger unbestreitbarer Margenverbesserungen» darum, die Wachstumsdynamik in einigen Schlüsselbereichen wiederherzustellen. Ausserdem sei Nestlé Health Science weiterhin «schwach», wobei das Unternehmen eine weitere Verbesserung für das zweite Halbjahr angekündigt habe.

Recht zuversichtlich gibt man sich bei der ZKB: Nestlé sei nach dem «enttäuschenden» ersten Quartal wieder eine klare Verbesserung beim RIG gelungen. «Trotz des unter den Erwartungen liegenden Preiseffekts gelang eine klar stärker als vom Konsens erwartete Bruttogewinnmargenverbesserung von +160 Basispunkten», kommentiert der zuständige Analyst und ergänzt, dass die Zahlen «ein Schritt in die richtige Richtung» seien, «um das Vertrauen wieder zurückzugewinnen».

(AWP)