Durchaus rosig trotz massiv steigender Refinanzierungskosten hat sich der Eigenheimmarkt in der Schweiz in den letzten 12 Monaten entwickelt. Die Preise für Eigenheime legten im 3. Quartal 2023 gemäss UBS Composite Index 0,7 Prozent und damit minimal schwächer als im Vorquartal zu. Im Vorjahresvergleich resultierte daraus eine Verteuerung der Eigenheime um 2,7 Prozent. Dies ist eine leichte Abschwächung gegenüber dem 2. Quartal 2023 mit einem Preisanstieg von 3,4 Prozent.

Nachfrage sinkt, Angebot steigt

Die Preisentwicklung dürfte sich in den nächsten Quartalen weiter abschwächen, schreibt die UBS am Freitag in ihrem Bericht. Die grösste Schweizer Bank führt dabei verschiedene Gründe für diese Einschätzung an. Der Nachfrageindex - Anzahl der laufenden Suchabos für den Kauf eines Eigenheims - liege einerseits aktuell auf dem tiefsten Stand seit Einführung der Negativzinsen im Jahr 2015. Andererseits steigt die Angebotsmenge bei Eigenheimen weiter an. Zudem werden aktuell landesweit etwa 20 Prozent mehr Eigenheime inseriert als noch vor einem Jahr. Auch die Zahl der Transaktionen dürfte zudem gesunken sein. Eine Vollerhebung der Notariate zeigt, dass diese Zahl im Kanton Zürich 10 Prozent unter dem Vorjahreswert lag.

Zudem fallen die Refinanzierungskosten immer stärker ins Gewicht. Bis Sommer 2024 müssen Käuferinnen und Käufer Hypothekarzinsen von über 2,5 Prozent stemmen. Gleichzeitig schwächelt die Konjunktur, sodass sich die Nachfrage vorerst nicht erholen wird. Nach fast einem Vierteljahrhundert steigender Eigenheimpreise dürfte deshalb nächstes Jahr eine leichte nominale Korrektur von 1 bis 2 Prozent stattfinden. Damit wird die Erschwinglichkeit von Wohneigentum in der Schweiz für eine grosse Anzahl Haushalte trotzdem weiter angespannt bleiben. 

Weniger Nachfrage in teuren Regionen

Eine weitere Beobachtung der UBS-Ökonomen ist, dass je teurer die Region, desto stärker ging die Anzahl Suchabos nach Wohneigentum im laufenden Jahr im Vergleich zu den Vorjahren zurück. Dies betraf vor allem die Grossräume Zürich und Genfersee am stärksten. In den hochpreisigen Regionen sind die Preisanstiege mittlerweile auf ein moderates Niveau von jährlich 1 bis 3 Prozent gesunken. In der Region Genf sind die Preise sogar bereits rückläufig.

Stabiler war der Indikator aber in den relativ günstigen Regionen der Ostschweiz wie Wil und Toggenburg oder den Regionen Biel und Solothurn. Die regionale Preisentwicklung zeigt hingegen eine relative Schwäche der günstigeren Regionen insbesondere im Kanton Bern, wo die Transaktionspreise in den letzten vier Quartalen flächendeckend stagnierten, so die UBS.

Preisanstiege in den Bergen

Die Nachfrage nach Wohneigentum ging in den klassischen Tourismusdestinationen im Vergleich zu den Werten während der Covid-19-Pandemie deutlich zurück. Im längerfristigen Vergleich bleibt der Nachfrageindex aber vielerorts auf einem überdurchschnittlichen Niveau, getrieben insbesondere durch inländische Käufer.

Folglich kletterten die Preise für Erstwohnungen in den Bergregionen in den letzten vier Quartalen um mehr als 5 Prozent. Dies dürfte eine verzögerte Folge des Zweitwohnungsbooms sein. Angesichts eines gesunkenen Angebots an Zweitwohnungen gewinnen zudem altrechtliche Wohnungen dank ihrer Option zur Umwandlung in Zweitwohnsitze an Wert.

Thomas Daniel Marti
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