«Wir setzen unsere ambitionierten Geschäftsziele trotz eines herausfordernden Marktumfeldes erfolgreich um. Gleichzeitig wächst der Wert unserer Entwicklungspipeline durch die Beschleunigung bahnbrechender Innovationen», erklärte der Leiter des Pharma-Geschäfts von Bayer, Vorstandsmitglied Stefan Oelrich, am Dienstag anlässlich der J.P. Morgan Healthcare Conference in San Francisco.

Der Leverkusener Agrar- und Pharmakonzern habe zuletzt weitere Fortschritte gemacht, darunter die Einreichung mehrerer Zulassungsanträge für die wichtigen Wachstumstreiber: Das Krebsmittel Nubeqa, das Nierenmedikament Kerendia, Elinzanetant für Wechseljahresbeschwerden sowie das Herzmedikament Acoramidis.

All diesen Medikamenten traut Bayer Blockbuster-Potenzial zu, also jährliche Umsätze von mehr als einer Milliarde Euro. Genaue Prognosen für das Spitzenumsatzpotenzial seiner vielversprechendsten Blockbuster-Medikamentenkandidaten gibt der Dax-Konzern anders als noch vor zwei Jahren aber nicht mehr ab. Asundexian hatte Bayer ein Spitzenumsatzpotenzial von mehr als fünf Milliarden Euro zugetraut - mehr als jedem anderen seiner Medikamente. Doch Ende 2023 musste das Unternehmen mit dem Mittel einen massiven Rückschlag hinnehmen: Der Gerinnungshemmer scheiterte in einer entscheidenden klinischen Studie mit Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko. Die Bayer-Aktien verloren darauf massiv an Wert. Weiter läuft eine Studie zur Vorbeugung von ischämischem Schlaganfall, auf der nun die Hoffnungen des Vorstands ruhen.

Für Bayer ist Nachschub für die Pharma-Pipeline essenziell, da die Patente seiner Kassenschlager - der Gerinnungshemmer Xarelto und das Augenmittel Eylea - auslaufen. Im Interview mit dem «Wall Street Journal» sagte Oelrich, dass er in der Pharmasparte ab 2027 wieder mit Wachstum rechne. Neue Medikamente sollten die Umsatzrückgänge wegen des Patentverlusts bei Xarelto ausgleichen. 2025 und 2026 dürften für Xarelto negativ werden. «Wir hoffen, dass wir diesen Verlust kompensieren können, und sobald dieser Effekt ab 2027 ausgeglichen ist, erwarten wir wieder ein Wachstum für das gesamte Portfolio.»

Bayer setzt auf Schuldenabbau statt Übernahmen

Grössere Übernahmen stehen im Pharmageschäft nicht an, denn in den nächsten Jahren wolle sich Bayer auf den Abbau seines Schuldenbergs konzentrieren, wie Oelrich der «Neuen Zürcher Zeitung» sagte. «Grössere Firmenzukäufe sehe ich zumindest in den nächsten zwei, drei Jahren nicht.» Es gebe zwar ein kleines Budget für den Kauf weiterer Lizenzen. Aber nach Zukäufen in den letzten fünf bis sechs Jahren, für die acht bis zehn Milliarden Euro investiert wurden, habe nun der Schuldenabbau Priorität.

Oelrich betonte zudem, dass es keinen Grund gebe, den Konzern, dessen Geschäfte sich über Agrarchemikalien, Pharmazeutika und rezeptfreie Gesundheitsprodukte erstrecken, aufzuspalten. «Solange die Struktur die Einzelgeschäfte in unseren jeweiligen Märkten nicht behindert, gibt es keinen Grund, sie aufzulösen. Wir funktionieren mit drei sehr unabhängigen Geschäften», erklärte Oelrich. «Im Pharmageschäft gehören wir zwar nicht mehr zu den Top Fünf der Welt, aber in diesem Geschäft ist nicht Grösse das Entscheidende, sondern Innovation.»

(Reuters)