Die für Festhypotheken relevante Rendite der 10-jährigen Bundesobligationen ist am Donnerstag auf 0,84 Prozent gestiegen und markiert damit den höchsten Stand seit drei Monaten. Vor Monatsfrist Ende April warfen die sogenannten Eidgenossen noch eine Rendite von 0,63 Prozent ab.

Im Soge der anziehenden Renditen der Bundesobligationen sind auch die Zinssätze für Festhypotheken deutlich angestiegen. Der stärkste Anstieg entfiel auf die Laufzeiten von zwei bis fünf Jahren, welche um elf bis fünfzehn Basispunkte zugelegt haben. Dies entspricht einer Aufwärtskorrektur von acht bis zwölf Prozent über die ganze Zinskurve.

Verschiedene Gründe haben in den letzten Wochen zu diesem Anstieg beigetragen. Einerseits wurde in Übersee ein Grossteil der erwarteten Leitzinssenkungen durch die amerikanische Notenbank Fed ausgepreist - aktuell wird noch eine Zinssenkung bis Ende Jahr erwartet. Anfang Jahr waren es deren sechs. Deshalb haben die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen - sogenannte Treasuries - auch wegen der steigenden Inflationserwartung von 4,2 auf 4,6 Prozent zugelegt.

Ein ähnliches Szenario lässt sich andererseits auch in der Eurozone feststellen. Es gilt mittlerweile zwar als ausgemacht, die Europäische Zentralbank (EZB) werde am kommenden Donnerstag den Leitzins um 0,25 Prozent senken. Von weiteren Zinssenkungen bereits im Juli will der EZB-Chefökonom Philipp Lane nicht mehr viel wissen, denn eine restriktive Geldpolitik sei weiterhin nötig. Später sehe es vermutlich etwas anders aus, wenn die Inflation sichtbar in den Zielbereich der EZB sinke, so Lane. Die EZB strebt für die Eurozone mittelfristig eine Inflation von zwei Prozent an.

Nicht nur in den USA und der Eurozone rücken kräftige Zinssenkungen in den Hintergrund. Auch in der Schweiz bröckelt die Stimmung und es wird zunehmend unsicher, ob die zwei erwarteten Zinssenkungen bis Ende Jahr Realität werden. Die Overnight Index Swaps (OIS) zeigen nurmehr eine 50/50-Chance für einen Zinssenkung durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) an ihrer nächsten geldpolitischen Sitzung vom 20. Juni - vor zweieinhalb Monaten wurde diese noch fast vollständig eingepreist. Auch bei der Anzahl der Zinssenkungen kam es zu einer Verschiebung. Die Zinskurve deutet im Moment nur noch auf eine Zinssenkung bis Ende Jahr hin. Die hiesigen Währungshüter haben als erste der namhaften Zentralbanken bereits im März den Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt. 

Die SNB hat noch genügend Spielraum

Auch wenn die Zinskurve auf eine vorsichtigere Gangart hindeutet, liegt eine Zinssenkung im Juni sowie eine weitere im Jahresverlauf weiter in Reichweite. Dafür spricht, dass die Nationalbank das Ende 2023 deklarierte Ziel erreicht hat, den Franken nicht weiter aufwerten zu lassen. Der Franken gab in diesem Jahr gegenüber dem Dollar um rund acht Prozent und gegenüber dem Euro um etwas mehr als fünf Prozent nach.

Diese starke Abwertung zeigt, wie rasant sich die hiesige Währung abschwächte. Derart heftige Kursbewegungen sind nicht im Interesse einer Nationalbank. Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank, nahm das Thema am Donnerstag an einer Veranstaltung in Seoul auf und erklärte, der schwächere Franken berge die Gefahr, die Inflation im Inland wieder anzuheizen. Er fügte hinzu, die SNB könne möglicherweise mit Interventionen am Devisenmarkt dagegen vorgehen. Daraufhin zog am Donnerstag der Franken zum Euro und Dollar um mehr als 0,7 Prozent an.

Die SNB dürfte aber dem schwächeren Franken derzeit weniger Beachtung schenken und weiter die Zinspolitik als primäres Instrument in der Geldpolitik einsetzen, erklärt Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin auf Anfrage von cash.ch. «Einerseits ist der Euro nun fair zum Franken bewertet und die Wirtschaft wächst noch immer unter Potenzial. Ich finde es relativ klar, dass die SNB im Juni senken sollte.» Da auch eine Zinssenkung durch die EZB erwartet wird, sollte sich der Franken zum Euro deswegen nicht zu stark abwerten.  

Philippe Haik, Portfolio Manager im Zinsbereich bei Axiom Alternative Investments in Paris, geht etwas weniger weit und erwartet nur noch eine Leitzinssenkung in diesem Jahr. Wird die Phase der Negativzinsen ausgeklammert, so schwankten die Leitzinsen von 1995 bis 2009 immer zwischen null und drei Prozent. «Für mich ist eine weitere Zinssenkungen nicht völlig unvernünftig, da ein Leitzins von 1,25 Prozent kein ungewöhnliches Niveau in der Schweiz ist.»

Normalisierung der Zinskurve rückt in Griffweite

In die Zinskurve sollte für den Moment auch nicht zu viel interpretiert werden. Der Markt ist immer sehr irritiert und unsicher, was die Schweizerische Nationalbank tut. Im Gegensatz zu anderen Notenbanken lässt sie sich deutlich weniger direkt in die Karten blicken und es kommt so zu «überraschenden» Zinsentscheiden. Das ist aber nicht negativ zu werten. Das Vorgehen der Nationalbank ist klar und Jordan hat dies am Donnerstag erneut transparent dargelegt, betont der Chefökonom von J. Safra Sarasin. Es gibt so etwas wie einen neutralen Zins, von dem die SNB nicht genau wisse, wo er liegt. Jordan tönte an, dieser liege wahrscheinlich tiefer als der aktuelle Leitzins. Insofern hat die Nationalbank genügend Spielraum, um der Wirtschaft weiter unter die Arme zu greifen, so Junius.

Sollte die SNB die Zinsen im Juni senken, so würde sich die Zinskurve weiter normalisieren. Das lässt sich an nachfolgender Grafik der Swap-Sätze ablesen.

Diese zeigt derzeit immer noch höhere Zinsen am kurzen Ende. Bei einer Senkung um 0,25 Prozent würde die Laufzeiten unter 18 Monaten auf das Niveau von 1,25 Prozent zurückfallen und die Zinskurve wäre wieder normal mit leicht steigenden Zinssätzen zum langen Ende hin.

Im Falle einer Zinssenkung würden die Saron-Hypothekarnehmer am stärksten profitieren. Inklusive Marge fallen die Kosten bei den meisten Bankkunden mit einer Saron-Finanzierung um 0,25 Prozent in die Gegend von zwei Prozent oder leicht darunter. Dieser wäre dann in etwa auf dem Niveau der kurzfristigeren Festhypotheken. Sollte die Zinssenkung durch die hiesige Notenbank indessen nach hinten verschoben werden, würde die Saron-Hypothek für den Moment weiterhin die teurere Finanzierungsvariante bleiben. Welche Struktur bei der Finanzierung des Eigenheims ideal ist, hat cash.ch hier erläutert. 

Thomas Daniel Marti
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