Ab Freitag beträgt der Leitzins der Schweizerischen Nationalbank noch1,25 Prozent - ein Viertelprozentpunkt weniger als in den letzten drei Monaten. Das ist im Grunde keine gute Nachricht für Sparer. Denn sie müssen womöglich mit einer tieferen Verzinsung von Sparkonti rechnen.

«Einige Banken haben bereits im April 2024 die Zinssätze für Sparkonten gesenkt. Der Trend wird voraussichtlich weitergehen. Der durchschnittliche Sparzins aller Banken wird daher sinken», sagt Benjamin Manz, Gründer und Geschäftsführer von moneyland.ch gegenüber cash.ch.

Es gibt jedoch weitere Faktoren wie die Zinspolitik der Konkurrenz und Marketingüberlegungen, die beeinflussen, wie sich die einzelnen Banken positionieren möchten. «Banken, die neue Kunden anziehen möchten, werden den Sparzins tendenziell noch nicht senken.»

Raiffeisen Schweiz empfiehlt tiefere Sparzinsen, andere Banken zeigen sich zurückhaltend

Was sagen die Banken selber dazu? «Die Zinsen auf Sparkonten folgen bei Raiffeisen der Entwicklung des SNB-Leitzinses immer verzögert und zwar sowohl bei Leitzinserhöhungen wie auch -senkungen», teilt die Bank auf Anfrage von cash.ch mit. Anpassungen sind nach den beiden SNB-Leitzinssenkungen vom März und Juni ab 1. August vorgesehen.

Die Zinsen auf Mitglieder-Sparkonti mit einem Guthaben von bis zu 100'000 Franken sollen um 0,4 Prozentpunkte auf 0,7 Prozent fallen. Wer mehr als 100'000 Franken einlegt, wird weniger. Bei den anderen Sparkonti sollen die Sätze um 0,25 Prozentpunkte auf 0,45 Prozent sinken. Bei diesen Konditionen handelt es sich um Empfehlungen von Raiffeisen Schweiz. Die Raiffeisenbanken sind frei, ob sie diesen folgen wollen oder nicht.

Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) beobachtet vorerst den Markt und verweist auf die bestehenden Konditionen. Bis zu einem Kapital von 50'000 Franken gibt es bei der ZKB 0,85 Prozent. Für höhere Einlagen sind die Zinssätze tiefer, ab 250'000 Franken betragen sie null Prozent.

Auch die UBS möchte sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht über die künftige Entwicklung äussern. Bei der Grossbank erhalten Sparer einen Zins von 0,3 bis 1 Prozent - je nachdem, welches der Angebote sie wählen und wie viel Kapital sie einlegen.

Die Basler Kantonalbank (BKB) behält sich Zinsanpassungen vor, wie sie auf cash.ch-Anfrage mitteilt. «Unsere Konditionen richten sich nicht nur nach Zinsentscheiden der Schweizerischen Nationalbank, sondern auch nach dem Marktumfeld und der Konkurrenz. Wir beobachten die Lage kontinuierlich und passen unsere Konditionen schrittweise an», schreibt Patrick Riedo, Leiter Kommunikation der BKB. Die Bank bietet Sparkonto zu Zinsen von bis zu 0,8 Prozent an. Ein Vorzugsangebot konnte man bis zum 14. Juni nutzen.

Bei Postfinance liegt der Zins für ein Sparkonto bis 50'000 Franken bei 0,8 Prozent. Ab 50'000 Franken wirft das Konto noch 0,25 Prozent Zins ab.

Die Bank Cler, die zur BKB gehört, gibt 0,6 Prozent Zins für Einlagen bis 500'000 Franken. Höhere Guthaben werden tiefer verzinst. Laut der Kommunikationsverantwortlichen Brigitte Haide prüft die Bank, ob Anpassungen vorgenommen werden. Haide bestätigt, dass beim Sparkonto «Zak», das über die entsprechende App läuft, der aktuelle Zins von 1,3 Prozent beibehalten wird. «Dieses Konto wurde erst neu lanciert und es ist keine Anpassung geplant.»

Sparzinsen bleiben oft unter der Inflationsrate

Mit den Konditionen der meisten Sparkonti gehen Kundinnen und Kunden ein Verlustgeschäft ein. Denn die Zinsen liegen oft unter der aktuellen Inflationsrate von 1,4 Prozent - und unterhalb der von der Nationalbank prognostizierten Inflation von 1,3 Prozent im Gesamtjahr 2024.

Die Aussichten für die Jahre 2025 und 2026 sind leicht, aber nicht grundlegend besser. Die SNB geht von Inflationsraten von 1,1 respektive einem Prozent aus.

Benjamin Manz von Moneyland.ch stellt fest, dass die Sparzinsen insgesamt auf einem niedrigen Niveau befinden. Die Kunden seien zwar unzufrieden damit, dennoch würden sie oft die Bank nicht wechselten.

ManuelBoeck
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Reto Zanettin
Reto ZanettinReto Zanettin ist seit April 2024 Redaktor bei cash.ch. Zuvor war er während fünf Jahren Inlandredaktor bei den «Schaffhauser Nachrichten» sowie in der Kommunikationsbranche tätig. 2007 schloss er das Studium an der Universität St. Gallen (HSG) als Master of Arts ab.Mehr erfahren