Es waren tektonische Verschiebungen am Mittwoch an den Märkten: Aktienkurs der Credit Suisse (CS) am Kollabieren, Notierungen von CS-Obligationen mit Rekordverlusten, Ausfallwahrscheinlichkeit bei den Kreditversicherungen fast 50 Prozent. Es wurde im Verlauf des Tages immer klarer: Das konnte so nicht weitergehen.
Die Schweizerische Nationalbank muss wieder einspringen. Sie stellt der Credit Suisse bis zu 50 Milliarden Franken an Darlehen zur Verfügung, um möglicherweise noch schlimmere Zeiten überleben zu können. Man kann es vorerst ein "Bailout light" für die zweitgrösste Schweizer Bank nennen. Ob das reicht, die Investoren und die Kunden zu beruhigen, wird sich erst weisen müssen.
Doch was macht die Credit Suisse? Die Massnahmen zeigten entschlossene Taten zur Stärkung der Bank, "während wir unsere strategische Transformation fortsetzen, um unseren Kunden und anderen Interessengruppen Mehrwert zu bieten", wird CEO Ulrich Körner in der Mitteilung zitiert, die letzte Nacht um 01:46 Uhr versendet wurde. Auch die restliche Medienmitteilung liest man mit einem Unterton, als sei kaum etwas geschehen. Kurz wird ein Dank an die SNB und die Finma nachgeschoben für die "Unterstützung".
Die Wahrheit ist: Die Credit Suisse musste bei der SNB und der Finma am Mittwoch betteln gehen - um ein Zeichen öffentlicher Unterstützung, wie die "Financial Times" schrieb. Für einen Führungsmann wie Ulrich Körner muss das die grösste Demütigung seiner Berufskarriere gewesen sein.
Die Führungscrew der Credit Suisse will nun, ganz offensichtlich, den Verlust der eigenen Glaubwürdigkeit überspielen. Körner, der nach dem Stellenantritt viel zu lange mit der Kommunikation nach aussen zugewartet hatte, erreichte mit seinen wiederholten Aussagen von genügend vorhandener Liquidität und grossem Kapitalpuffer die Märkte nicht.
Dasselbe gilt für Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann. Noch am Mittwochmorgen behauptete er, Staatshilfe für die Bank "kein Thema". Nun ist es nicht die Eidgenossenschaft, aber immerhin die SNB, welche der CS notfallmässig unter die Arme greifen muss. Lehmann steht nun da wie ein begossener Pudel.
Lehmann und Körner gehen angeschlagen aus diesen Chaos-Tagen der Credit Suisse heraus. Die beiden Führungskräfte werden die Zügel über die Bank nach dem SNB-Schritt sowieso nicht mehr alleine in der Hand haben. Die Finma stehe "in sehr engem Kontakt mit der Bank" und verfüge über sämtliche aufsichtsrechtlich relevanten Informationen, heisst es in der Medienmitteilung der SNB vom Mittwochabend.
Das CS-Topmanagement darf nicht mehr völlig unbeaufsichtigt an der Transformation weiterarbeiten wie bisher. Es steht zu viel auf dem Spiel. Die nebulöse Strategie im Investment Banking muss endlich geklärt werden. Und mit dem Quasi-Bailout haben die Credit Suisse, die SNB und die Finma eine erhöhte Transparenzpflicht gegenüber einer in der Schweiz höchst sensibilisierten Öffentlichkeit.
5 Kommentare
Jetzt spricht endlich auch "Cash" unverblümten Klartext zur CS. "Die Führungscrew der Credit Suisse will nun, ganz offensichtlich, den Verlust der eigenen Glaubwürdigkeit überspielen." "Lehmann und Körner gehen angeschlagen aus diesen Chaos-Tagen der Credit Suisse heraus." Dabei geht es nicht nur um Management-Fehlleistungen, das kann es ja geben. Wo gearbeitet wird gibt es auch Fehleinschätzungen. OK. Aber diese "halb-kriminellen" Nachrichten in den "News" der letzten Jahre haben der Bank ebenfalls ausserordentlichen Schaden zugefügt. Wie kann eine Bank nur so unseriös arbeiten? Die sog. höchst sensitivierte Oeffentlichkeit zeigt ihre Betroffenheit unmittelbar mit dem Abzug von deponiertem Geld. Herr Hügli, Sie haben sich noch sehr freundlich und anständig ausgedrückt. Vielleicht ist das unter diesen Umständen auch das Beste. Dass die SNB eingesprungen ist, ist zwar sehr zu bedauern, aber sicher die einzig richtige Entscheidung, auch wenn jetzt über die "Kantons-Gelder" geklagt wird. Die Gesamtwirtschaft und damit auch das Wohl aller Bürger muss immer oberste Priorität haben. Und diese Verantwortung hat die SNB wahrgenommen. Wann endlich lernen die Banken, dass Regeln und Gesetze auch für sie gelten. Ich gehe davon aus, dass Banken auch ohne "halb-kriminelles Benehmen" gut arbeiten und anständig Geld verdienen können und dürfen.
Ich habe kein Mitleid mit den Karrieristen Lehmann und Körner. Wenn man von einer Grossbank zur andern wechselt, weil man den Spitzenposten nicht erhält, sollte man mindestens über das nötige Format verfügen. Leider haben sie nicht das Können Oswald Grübels.
Gibt es denn bessere Bankers? CEO und VR-Präsident kommen von der UBS.... dort haben sie zusammen den angeschlagenen Finanzkoloss gerettet.... und was bei der UBS gelang -wird auch bei der CS gelingen.... beide Manager sind Vollprofis..... vielleicht noch eine Spur besser als Oswald Grübel......
So ein Unsinn. Körner versteht sicherlich etwas vom Geschäft. Lehmann hingegen ist und bleibt ein Versicherungsmann. Da macht sein Abstecher zur UBS keinen grossen Unterschied. Er ist schlicht und einfach der falsche Mann hier.
Hauptsache