Ende Mai finden in Südafrika Parlamentswahlen statt. Zum ersten Mal seit dem Ende der Apartheid vor 30 Jahren droht der Afrikanische Nationalkongress (ANC) seine Parlamentsmehrheit zu verlieren - wichtige Fragen und Antworten im Überblick.

WARUM IST EINE MEHRHEIT WICHTIG?

Im Zentrum der Abstimmung stehen für Anleger die möglichen Koalitionspartner, sollte der ANC wie erwartet nicht allein regieren können. Von dem künftigen Partner hängt ab, ob das Land einen scharfen Linksschwenk vollzieht, eine unternehmensfreundlichere Richtung einschlagen wird oder eine Politik der langsamen Reformen beibehalten wird.

WORAUF KONZENTRIEREN SICH DIE ANLEGER?

Nach den meisten Umfragen wird der ANC unter 45 Prozent der Stimmen erhalten. Nach Ansicht von Finanzanalysten muss der ANC aber mindestens auf 45 Prozent kommen, um Investoren nicht zu verunsichern. Bei einem Ergebnis zwischen 45 und 50 Prozent könne der ANC eine Koalition mit kleineren, in der politischen Mitte verorteten Parteien bilden, sagte die Portfoliomanagerin beim US-Vermögensverwalter William Blair Investment Management, Yvette Babb, der Nachrichtenagentur Reuters. Dies werde als nichts Schlechtes angesehen.

Bei einem Ergebnis unter 45 Prozent müsste sich der ANC nach anderen Partnern wie den marxistischen Kämpfern für wirtschaftliche Freiheit (EFF) oder der wirtschaftsliberalen Demokratischen Allianz (DA) umsehen. «Der Markt beobachtet sehr genau, inwieweit der ANC gezwungen ist, sich auf Koalitionen mit extrem linken Parteien wie der MK (Umkhonto we Sizwe-Partei) und der EFF einzulassen», sagte Babb.

WIE WERDEN DIE MÄRKTE REAGIEREN?

Koalitionsgespräche zwischen dem ANC und der EFF oder der MK würden zu einem reflexartigen Ausverkauf südafrikanischer Vermögenswerte führen, sagte die Chefökonomin der südafrikanischen Investment- und Versicherungsgesellschaft Alexforbes, Mpho Molopyane, Reuters. «Die Sorge ist, dass die Regierung populistischer wird, die Sozialausgaben erhöht, eine wirtschaftsfeindliche Politik betreibt und die Reformagenda verlangsamt.» Eine Koalition mit der DA gelte dagegen als wirtschaftsfreundlicher. «Ein effizient geführter Staat, fiskalische Umsicht - all das würde sich positiv auf die Wachstumsaussichten Südafrikas auswirken.» 

(Reuters)