Die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz an der Costa del Sol ist wegen ihres angenehmen Klimas bislang eher als Urlaubsziel ein Begriff.
Im vergangenen Jahr aber habe sich die Zahl der an Ausländer verkauften Immobilien in der Küstenregion auf 248 verdoppelt, rechnet der Eigenheimbauer Aedas vor. Dem Konkurrenten Neinor zufolge sind 40 Prozent der jüngeren Menschen, die bei der Vermietungssparte des Konzerns einen langfristigen Vertrag für ein Objekt in Malaga abschliessen, keine Spanier. Im Rest des Landes liege die Quote praktisch bei Null. Dem Statistik-Zentrum der Notare zufolge stieg die Zahl der Immobilienverkäufe an Ausländer in der Region Andalusien im ersten Halbjahr 2022 binnen Jahresfrist um 62 Prozent.
Aedas-Chef David Martinez verzeichnet besonders grosses Interesse von Polen und Tschechen, vor deren Haustür der Ukraine-Krieg tobt. Dies sei aber nicht der einzige Grund. "Viele Leute haben ihr Leben nach Corona überdacht." Auch zahlreiche Belgier, Franzosen oder Skandinavier ziehe es nach Spanien.
Um Mitarbeiter zu halten, sollten mehr Unternehmen Mobiles Arbeiten aus dem Ausland erlauben, schlägt Neinor-Chef Borja Garcia-Egotexeaga vor. Sie könnten im Gegenzug Gehälter reduzieren. Beschäftigte würden dies sicher akzeptieren, weil sie gleichzeitig Freiheit gewännen.
«Silicon Valley» an der Südküste Spaniens
Die Stadt Malaga wirbt aktiv um diese "Digitalen Nomaden". Eine Anfang 2021 eingerichtete Internet-Seite wurde den Angaben zufolge bis Ende 2022 bereits mehr als 160'000 Mal aufgerufen. Die Lokalregierung will aber mehr bieten als nur ein Büro mit Stränden und Golfplätzen in der Umgebung.
Die Stadt positioniert sich als Standort für Talente aus der Technologiebranche. So konnte sie die Google-Mutter Alphabet überzeugen, ihr europäisches Zentrum für Cyber-Sicherheit an der Costa del Sol aufzubauen. Für den US-Konzern mache die Region auch die Ansammlung von Technologie-Startups attraktiv, betont die spanische Regierung.
Unternehmen aus anderen Branchen zieht es ebenfalls nach Malaga. So will die Citigroup ein Zentrum für junge Investmentbanker eröffnen, weil die Stadt "mit einem besseren Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben junge Talente anlockt."
(Reuters)
1 Kommentar
Steuern? - Als "Auslandschweizer" und ES-Erwerbstätiger mit zweitem Wohnsitz in Spanien während 20 Jahren kenne ich das spanische System nur zu gut. - Zuerst wird für das System geworben, dann wird es "implementiert" ("nein, nein, da passiert nichts") und, wenn genügend Fische im Netz sind, generalstabsmässig zugeschlagen und, im schlimmsten Fall, verhaftet wegen Steuerhinterziehung bzw. -betruges. Zivilrechtlich wird die Forderung samt unverschämten Zuschlägen nicht etwa auf dem Rechtsweg, sondern via Nötigung des in diesen Fällen ausländischen Arbeitsgebers eingetrieben. Entscheidungen des EuGH werden einfach umgangen ("neutralisiert") oder nicht beachtet. Uebrigens: In den Regionen Valencia und Andalucìa grassiert immer noch eine spanienweit rekordhohe Korruption und Schattenwirtschaft.
España, mi amor y mi odio. Ein faszinierendes, bizarres, überhaus interessantes Land, jedoch ein Polizeistaat mit hinterhältigen, den Bürger unterjochenden und drangsalierenden Autoritäten. Das hängt wohl mit der Geschichte und der Francozeit zusammen. "Recht wird Unrecht, Unrecht wird Recht, aber jenes Recht, mit dem wir leben, steht nirgendswo geschrieben."