Mehr als ein Drittel von gut 1000 Unternehmen (36 Prozent), die die DZ Bank befragt hat, hält inzwischen eine Umstrukturierung kurzfristig für relevant. In der Energiekrise vor einem Jahr war es noch ein Viertel. Zu schaffen machen den Unternehmen gestiegene Kosten für Energie und Rohstoffe sowie die allgemeine Konjunkturschwäche.

Eine Neuausrichtung von Produktion oder Unternehmenstätigkeit halten drei von zehn Mittelständlern hierzulande für notwendig. Das seien fast doppelt so viele wie noch vor einem Jahr auf dem Höhepunkt der Energiekrise, wie die Volkswirte des genossenschaftlichen Spitzeninstituts einordneten. Derzeit denken demnach vor allem Mittelständler in energieintensiven Branchen wie der Chemieindustrie und dem Ernährungsgewerbe über eine Umstrukturierung nach. Die Antworten wurden im Zeitraum 18. September bis 16. Oktober 2023 gegeben.

Viele Mittelständler sehen Deutschland als «kranken Mann» Europas

Vier von fünf befragten Firmen (81 Prozent) sind der Auffassung, dass Deutschland aufgrund der Krisen der vergangenen Jahre an Wettbewerbsfähigkeit verloren hat. Immerhin 46 Prozent und damit fast die Hälfte der gut 1000 Teilnehmer sind der Ansicht, Deutschland sei aktuell der «kranke Mann Europas».

Nach einem Miniwachstum im Frühjahr ging die deutsche Wirtschaftsleistung im dritten Quartal dieses Jahres amtlichen Angaben zufolge zum Vorquartal leicht um 0,1 Prozent zurück. Volkswirte rechnen damit, dass Europas grösste Volkswirtschaft auch im Gesamtjahr schrumpfen wird, bevor es 2024 wieder aufwärts gehen soll.

Immerhin: Der Wunsch nach Entlastungen beim Strompreis, den zwei Drittel der Mittelständler in der DZ-Bank-Umfrage äusserten, hat sich inzwischen erfüllt. Am Donnerstag einigte sich die Bundesregierung auf ein Paket mit mehreren Teilen: So soll unter anderem neben einem bereits beschlossenen Zuschuss zu den Netzentgelten, die Teil des Strompreises sind, die Stromsteuer für alle Unternehmen des produzierenden Gewerbes auf den in der Europäischen Union zulässigen Mindestwert gesenkt werden. Die geplante Senkung soll zunächst für die Jahre 2024 und 2025 gesetzlich geregelt werden.

(AWP)