Am Donnerstag trafen die beiden Fusionspartner Microsoft und Activision Blizzard sowie die US-Kartellaufsicht FTC vor Gericht aufeinander. In einer auf fünf Tage angesetzten Anhörung geht es darum, ob der 69 Milliarden Dollar schwere Deal im Rahmen einer Einstweiligen Verfügung bis zu einer Entscheidung in der Hauptklage der FTC auf Eis gelegt wird.

Gerichtsunterlagen zufolge sollen dabei unter anderem die Vorstandsvorsitzenden von Microsoft und Activision, Satya Nadella und Bobby Kotick, als Zeugen befragt werden. Geladen seien darüber hinaus der Chef der Sony-Sparte Interactive Entertainment und der frühere Produktchef von Stadia, dem inzwischen eingestellten Cloud-Videospieledienst von Google.

Microsoft und Activision drängen zur Eile

Die beiden Fusionspartner wollen eine möglichst schnelle Entscheidung im Hauptverfahren. Sie verweisen darauf, dass die Frist für einen Zusammenschluss am 18. Juli auslaufe. Sollte bis dahin keine Freigabe erteilt werden, drohe Microsoft eine Vertragsstrafe von drei Milliarden Dollar. Solche Fristen können aber verlängert werden, bei Bedarf auch mehrfach. In diesem Fall müsse Microsoft die Offerte wohl aufstocken, sagt Analyst Eric Handler von der Investmentbank Roth. "Activision hat zweifellos viel bessere Perspektiven als noch im Januar 2022." Damals wurden die Übernahmepläne öffentlich.

Sollte Richterin Jacqueline Scott Corley der Einstweiligen Verfügung stattgeben, können Microsoft und Activision die Frist verlängern und ihren Streit mit der FTC im Hauptverfahren ausfechten. Allerdings haben in ähnlichen Fällen die meisten Unternehmen ihre Fusionspläne aufgegeben. Analyst Handler wertet die Ausweitung der ursprünglich auf zwei Tage angesetzten Anhörung allerdings als Zeichen für eine Entscheidung zugunsten von Microsoft und Activision. Die beiden Firmen hatten darum gebeten.

Bei einer Ablehung einer vorübergehenden Blockade des Deals steht die FTC vor der Frage, ob sie die Hauptklage zurückzieht. Im Februar hatte sie sich beim Streit um die Übernahme der Softwarefirma Within durch die Facebook-Mutter Meta zu einem solchen Schritt entschlossen. Im Hauptverfahren kann die unterlegene Partei in Revision gehen.

Kartellbedenken hier, grünes Licht dort

Bereits kurz nach Bekanntwerden der Übernahmepläne für gut eineinhalb Jahren hagelte es von vielen Seiten Kritik. Neben der FTC sehen auch Online-Gamer den Wettbewerb auf dem Videospiele-Markt gefährdet, wenn Microsoft Spiele-Klassiker wie "Call of Duty" nicht mehr für Konkurrenten wie Sony oder Nintendo freigibt. Die Spielekonsole "Xbox" des US-Konzerns konkurriert mit der "PlayStation" und "Switch" der beiden japanischen Firmen. Dem Analysten Andrew Uerkwitz von der Investmentbank Jefferies zufolge ist Sonys "PlayStation" der unangefochtene Marktführer. Ohne die Übernahme von Activision komme die "Xbox" dagegen nur schwer an.

Auf Widerstand stösst Microsoft auch bei der britischen Kartellaufsicht CMA. Sie verbot trotz geplanter Zugeständnisse die Übernahme, weil sie den wachsenden Markt für Cloud-Spiele verändern würde. Hier gehört der Grafikchip-Spezialist NVidia mit seiner Plattform zu den grossen Anbietern.

Beim Einspruch gegen die CMA-Entscheidung sei der Ausgang des Verfahrens in den USA wichtig, sagt Roth-Analyst Handler. Gehe dies zugunsten von Microsoft aus, steige der Druck auf Grossbritannien, die Blockade zu kippen. EU-Aufsehern reichten die angebotenen langfristigen Lizenzverträge, um dem Activision-Deal grünes Licht zu geben.

(Reuters)