Die milliardenschweren Investitionen in Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI) schlagen sich bei Microsoft bislang nicht in einem beschleunigten Wachstum des Cloud-Geschäfts nieder. Der Software-Konzern gab für seine Sparte «Azure» ein überraschend niedriges Umsatzplus bekannt, das zudem unter dem Niveau des vorangegangenen Quartals lag.

Microsoft-Aktien brachen im nachbörslichen Handel an der Wall Street um bis zu sieben Prozent ein. In ihrem Sog verloren andere Technologiewerte wie Amazon oder Nvidia bis zu zehn Prozent.

«Azure» wuchs den Angaben zufolge im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2023/2024 um 29 Prozent. Analysten hatten auf ein Plus von 31 Prozent gehofft. Der Konzernumsatz stieg um 15 Prozent und lag mit 64,7 Milliarden Dollar leicht über den Markterwartungen.

Wachstum zu einem hohen Preis

Gleichzeitig schnellten die Kosten für den Auf- und Ausbau von Rechenzentren um fast 78 Prozent in die Höhe auf 19 Milliarden Dollar. Analysten hatten mit einem Plus von 53 Prozent auf 13,64 Milliarden Dollar gerechnet. Microsoft rechtfertigt die hohen Investitionen mit den Kapazitätsengpässen bei Rechenleistung für KI-Anwendungen.

Ähnlich argumentiert der Konkurrent Alphabet. «Das Risiko, zu wenig in die KI-Infrastruktur zu investieren, ist dramatisch grösser als zu viel zu investieren», hatte Sundar Pichai, der Chef der Google-Mutter, bei der Präsentation der Geschäftszahlen in der vergangenen Woche betont. Investoren hatten dennoch das Umsatz- und Gewinnplus ignoriert und sich bei Alphabet zurückgezogen.

Analyst Igor Tishin vom Vermögensverwalter Harding Loevner warnte davor, Microsofts Geschäftsaussichten zu pessimistisch zu beurteilen. «Obwohl das Hauptaugenmerk auf verbrauchernahen Anwendungen wie ChatGPT liegt, bietet Generative KI im Geschäftskundenbereich potenziell grössere Chancen. Microsoft ist unglaublich gut positioniert, hieraus Kapital zu schlagen.»

(AWP)