Der seit etwa einer Woche andauernde Ausverkauf der Micron-Titel erinnerte die Anleger weltweit erneut an die Risiken, die mit Wetten auf Chiphersteller von künstlicher Intelligenz verbunden sind. Tage nach dem Einbruch des führenden KI-Chipherstellers Nvidia um fast eine halbe Billion Dollar fielen die Aktien von Micron im erweiterten Handel um etwa 8 Prozent. Der Speicherhersteller hatte zuvor eine Prognose vorgelegt, die hinter den höchsten Schätzungen zurückblieb. 

Als Zeichen für die extreme Volatilität bei KI-bezogenen Aktien löste die Nachricht von Micron auch Kursverluste bei den beiden grössten südkoreanischen Unternehmen Samsung Electronics und SK Hynix aus, die ebenfalls Speicherchips für die KI-Lieferkette herstellen.

Micron ist eines der vielen Unternehmen, die von der Manie der KI-Aktien profitiert haben, da sein Speicher mit hoher Bandbreite ein Kandidat für den Einsatz neben den branchenführenden Chips von Nvidia für das Training grosser Sprachmodelle ist. Die Aktien des Unternehmens hatten sich im Jahr vor dem Bericht vom Mittwoch mehr als verdoppelt. Leider konnte es die hohen Erwartungen nicht erneut übertreffen. Aus diesem Grund wurde der Chip-Hersteller selbst mit einem Ausblick, der in etwa dem Durchschnitt der Analystenschätzungen entsprach, an den Börsen abgestraft. 

«Der Markt hat völlig unrealistische Erwartungen, denn viele Namen werden trotz einem Übertreffen des Marktkonsens weiter abverkauft», meinte ein Tech-Analyst und fügte hinzu: «Aber ich denke, die Börse ist sich sehr wohl der Tatsache bewusst, dass viele US-Namen ziemlich überhitzt sind. Zu viele Papiere jagen dem schnellen Geld hinterher.»

Die Dynamik des weltweiten KI-Wahns wurde Anfang der Woche beeinträchtigt, als die Aktien von Nvidia am Montag in den Korrekturbereich gerieten, bevor sie sich wieder erholten. Ein globaler Indikator für Halbleiteraktien fiel um etwa 5 Prozent, nachdem er Anfang des Monats ein Allzeithoch erreicht hatte. 

Für Unternehmen wie Micron, deren traditionelles Geschäft aus der Bereitstellung von Speicher für PCs, Smartphones und herkömmliche Rechenzentren besteht und sich noch immer von einem schwierigen letzten Jahr erholt, bedeuten diese Rahmenbedingungen ein hohes Mass an Unsicherheit. 

Die Resultate des US-Speicherherstellers blieben hinter den von SK Hynix publizierten Resultaten zurück. SK Hynix gab zuvor bekannt, dass seine HBM-Produktionskapazitäten bis 2025 weitgehend ausgeschöpft sind. Gemäss Industrieexperten hat Micron nicht die dominante Position bei KI-Speichern, die beispielsweise SK Hynix geniesst, oder in der breiteren Speicherindustrie, die Samsung hat. 

«Dies ist ein Realitätscheck für den KI-Sektor, der wie eine Blase aussieht», meinte ein Tech-Analyst. Die unaufhaltsame Rallye der US-Megacaps, die als Profiteure der KI gelten, hat die Aktien auf historisch hohe Bewertungen getrieben. Die Aktien von Micron werden mit dem 4,5-fachen des für die nächsten 12 Monate prognostizierten Umsatzes bewertet, verglichen mit einem Durchschnittswert von 2,2 in den letzten 10 Jahren.

(Bloomberg)