Beim so genannten “Window Dressing” kaufen Profi-Investoren in den Wochen vor Jahresende üblicherweise die Aktien, die im Jahresverlauf besonders gut gelaufen sind. Oft verkauft ein Fonds dann auch schlecht gelaufene Aktien, um den Fonds bei den Anlegern beim Jahreswechsel besser aussehen zu lassen.

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Dass diese informelle Börsen-Regel auch Ausnahmen kennt, beweist bislang die Kursentwicklung einiger Schweizer Aktien in den letzten Handelstagen. Es sind Aktien, welche für 2023 das "Loser"-Etikett tragen und deutlich verloren haben. Aber die Valoren von AMS Osram, Meyer Burger, Idorsia und Santhera verzeichnen ansehnliche Kursgewinne. 

Die Titel von Idorsia sind in den letzten fünf Handelstagen 24 Prozent gestiegen. Die letzte wichtige Wasserstandsmeldung der angeschlagenen Biotechfirma aus Allschwil BL datiert von Anfang November. Neue Daten zum Bluthochdruck-Senker Aprocitentan liessen die Aktien an einem Tag 27 Prozent hochschiessen.

Allerdings gab es dazwischen wieder Rückschläge auf dem Kurstableau. Und nach wie vor könnte es bei Idorsia zu einer gefürchteten Kapitalerhöhung kommen. Die Aktien weisen für dieses Jahr ein Minus von 84 Prozent auf.

JPMorgan senkte am Dienstag das Kursziel für Idorsia auf 2 von 6,50 Franken. Die weitere Finanzierung werde auch im kommenden Jahr das alles entscheidende Thema für die Kursentwicklung des Biotechunternehmens sein, schrieb der zuständige Analyst. Zum Ende des dritten Quartals verfügte Idorsia über ausreichend Cash, um die Geschäfte bis ins erste Quartal 2024 zu finanzieren. Dabei dürfte die Frage, wie der Absatz für das Schlafmittel Quviviq laufe, zweitrangig sein. Die Unsicherheit bleibe damit hoch, so JPMorgan.

AMS wird aus dem Stoxx Europe 600 geworfen

AMS Osram konnten in den letzten fünf Handelstagen 17 Prozent zulegen, was das Jahresminus auf 49 Prozent verringert. Am heutigen 6. Dezember läuft die Bezugsfrist für die neu auszugebenden AMS-Aktien aus der Kapitalerhöhung ab.

Der weitere Verlauf der Aktien ist ungewiss. Negativ auswirken könnte sich ein Entscheid der Stoxx-Indexkommission, wonach die Aktien des Sensorenherstellers am 18. Dezember aus dem Stoxx Europe 600 Index fallen werden. Indexorientierte Marktakteure müssen sich somit bis zu diesem Datum von den Aktien von AMS Osram trennen.

Die Aktien des Solarmodulherstellers Meyer Burger stiegen in den letzten fünf Handelstagen 15 Prozent. Ende November war die Aktie auf ein Jahrestief von knapp unter 20 Franken gefallen. Trotz der Mini-Rallye der letzten Tage notiert der Titel noch immer 56 Prozent tiefer als Anfang Jahr.

Bei Santhera schliesslich steht ein Kursplus von 11 Prozent in den letzten fünf Handelstagen zu Buche. Die Aktie hat in diesem Jahr 27 Prozent verloren. Die Euphorie von Ende Oktober, als die US-Gesundheitsbehörde FDA den Hoffnungsträger Vamorolon zugelassen hatte, ist etwas verflogen.

Dennoch sehen die Analysten von H.C. Wainwright viel Potenzial bei der Aktie. Sie erhöhten kürzlich das Kursziel für Santhera auf 28 von zuvor 24 Franken. Derzeit notiert der Titel bei 9,90 Franken.

Daniel Hügli
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