Der Zweikampf der Milliardäre Mark Zuckerberg und Elon Musk geht in die nächste Runde: Zuckerbergs Konzern Meta startete am Donnerstag einen Kurznachrichtendienst namens Threads, der Musks kriselndem Rivalen Twitter Nutzer abjagen soll. "Auf geht's! Willkommen bei Threads", schrieb Zuckerberg in der neuen App. Innerhalb der ersten sieben Stunden hätten sich bereits 10 Millionen Nutzer bei Threads eingeloggt, darunter Prominente wie Jennifer Lopez, Kim Kardashian oder die demokratische US-Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez. Auch Unternehmen wie Netflix gehörten zu ersten Welle.
Threads dockt an Metas Foto- und Video-Plattform Instagram an und ist in den USA sowie über 100 weiteren Ländern verfügbar - aber nicht in der Europäischen Union. Der Konzern verweist auf offene Fragen bei der Regulierung. Instagram-Nutzer können für Threads einfach ihr Profil bei der Foto-App übernehmen. Text-Beiträge bei Threads können bis zu 500 Zeichen lang sein und Links, Fotos sowie bis zu fünf Minuten lange Videos enthalten. Beim 2006 gestarteten Twitter lag die Text-Grenze ursprünglich bei 140 Zeichen und wurde später auf 280 Zeichen verdoppelt.
Instagram-Chef Adam Mosseri deutete in Interviews an, dass vor allem das im kommenden Jahr greifende neue EU-Regelwerk mit dem Digital Markets Act und dem Digital Services Act eine Hürde gewesen sei. Die Gesetze enthalten strikte Anforderungen an grosse Online-Plattformen. Mosseri verteidigte im Branchenblog "Platformer" die Entscheidung, ohne Nutzer in Deutschland und anderen EU-Ländern zu starten. Man habe vor der Wahl gestanden, sie aussen vor zu lassen oder "den Start um viele, viele, viele Monate zu verzögern", sagte er. "Und ich war besorgt, dass sich das Fenster für uns schliesst."
Erster ernsthafter Twitter-Rivale
Unter den zahlreichen Kurznachrichtendiensten ist Threads nach Einschätzung von Experten der bislang einzige, der Twitter ernsthaft Konkurrenz machen könnte. Denn jeder der weltweit etwa zwei Milliarden aktiven Instagram-Nutzer kann sich mit denselben Zugangsdaten bei Threads anmelden und denselben Accounts wie auf Instagram folgen. Twitter nutzen bislang mehr als 200 Millionen Menschen regelmässig. Andere Dienste wie Mastodon aus Deutschland oder Bluesky des Twitter-Gründers Jack Dorsey kommen nur auf einen Bruchteil dieser Zahlen.
"Die Investoren sind begeistert von der Aussicht, dass Meta wirklich einen 'Twitter-Killer' hat, sagte Chef-Analystin Danni Hewson vom Brokerhaus AJ Bell. Meta-Aktien hatten in Erwartung der Markteinführung von Threads am Mittwoch knapp drei Prozent zugelegt und rückten im vorbörslichen US-Geschäft am Donnerstag weitere 1,5 Prozent vor.
In Deutschland und dem Rest der Europäischen Union (EU) ist Threads allerdings bislang nicht in den App Stores der Smartphone-Hersteller verfügbar. Einem Medienbericht zufolge sind Datenschutz-Bedenken der Grund hierfür. Dabei hat die neue App einige Funktionen, um Behörden entgegenzukommen. So signalisiert ein Kennzeichen auf dem Instragram-Profil, dass der Nutzer sich bei Threads angemeldet hat. Dieses Kennzeichen kann verborgen werden. Außerdem können die Privatsphäre-Einstellung für Instagram und Threads separat geregelt werden.
Twitter in der Dauerkrise
Seit der 44 Milliarden Dollar schweren Übernahme durch Musk im Herbst 2022 kommt Twitter nicht aus den Schlagzeilen heraus. So feuerte der Chef des Elektroautobauers Tesla rund 80 Prozent der Belegschaft. Ausserdem lockerte der selbst ernannte "Absolutist der Meinungsfreiheit" die Regeln für die Moderation von Inhalten. Zuletzt stiess er Nutzer und Werbetreibende mit der Begrenzung der pro Tag lesbaren Nachrichten vor den Kopf.
Weil Hassrede auf Twitter zuletzt zugenommen hatte, hoffen einige Nutzer auf ein besseres Umfeld bei Threads. "Möge diese Plattform gute Atmosphäre, eine starke Gemeinschaft, ausgezeichneten Humor und weniger Belästigungen bieten", schrieb die Abgeordnete Ocasio-Cortez. Ein anderer Nutzer prophezeite sogar das Ende von Twitter binnen weniger Stunden. Ihm antwortete Zuckerberg mit einer Warnung vor überzogenen Erwartungen. "Wir sind erst am Anfang der ersten Runde."
(Reuters/AWP)
Der Start von Threads folgt auf besonders turbulente Tage für das seit der Übernahme durch Tech-Milliardär Elon Musk kriselnde Twitter. Der Kurznachrichtendienst verärgerte Nutzer am Wochenende mit einer drastischen Einschränkung für die Zahl der Tweets, die sie pro Tag kostenlos sehen können. Nach der Markteinführung von Threads zeigte sich Musk trotzig: Es sei unendlich besser, auf Twitter von Fremden angegriffen zu werden als sich in die "falsche Glückseligkeit" von Instagram zu begeben.
Die Anbindung an Instagram gilt als erheblicher Startvorteil für Threads. Denn Meta kann damit für seine Twitter-Kopie von Anfang an auf bereits bestehende Verbindungen zwischen mehr als einer Milliarde Nutzern zurückgreifen. Von Twitter gab es seit der Übernahme durch Musk keine Nutzerzahlen mehr, früher kam der Kurznachrichtendienst auf mehr als 300 Millionen Nutzer.
(AWP)