Der Aktienmarkt könnte eine Korrektur erleben, wenn die Arbeitsmarktdaten am Freitag schwach ausfallen, sagt Scott Rubner, Leiter für globale Märkte und taktischer Spezialist bei der Wall-Street-Bank Goldman Sachs.

Die Kunden der Bank positionieren sich bereits für ein negatives technisches Setup in den Aktienmärkten für die zweite Septemberhälfte, so Rubner in einer Notiz am Mittwoch. Der US-Arbeitsmarktbericht zeigte bereits Anfang August einen Anstieg der Arbeitslosigkeit und hatte heftige Folgen an den Börsen. 

Rubner rechnet aber ohnehin mit einem Marktrückgang ab dem 16. September. Gemäss dem Strategen ist die zweite Septemberhälfte historisch gesehen die schlechteste zweiwöchige Handelsperiode des Jahres für den US-Leitindex S&P 500. Und dieses Mal haben trendfolgende systematische Fonds nur wenig Spielraum, um ihr Aktienengagement zu erhöhen.

Gleichzeitig stehen Unternehmen kurz vor der beginnenden Sperrfrist für Aktienrückkäufe - dies dürfte die Nachfrage am Aktienmarkt weiter reduzieren. Das Buyback-Team von Goldman schätzt die passive Nachfrage dieser Gruppe bis zum Beginn der Sperrfrist am 13. September auf etwa 6,6 Milliarden Dollar.

«Die US-Unternehmen waren die grössten Käufer am Aktienmarkt, und wir erwarten, dass ihre Nachfrage während des geschlossenen Fensters um 35 Prozent zurückgehen wird. Diese Woche ist noch der Höhepunkt des offenen Fensters für Unternehmen», so Rubner. 

Bei der Positionierung gibt es bereits einige Warnzeichen. Regelbasierte systematische Fonds, wie beispielsweise Commodity Trading Advisers (CTAs), haben gemäss dem Strategen eine asymmetrische Neigung zum Abwärtstrend. In einem stagnierenden Markt können CTAs US-Aktien im Wert von mehr als 17 Milliarden Dollar verkaufen. In einem Bullenmarkt können die Verkäufe knapp 4 Milliarden Dollar betragen und in einer Marktkorrektur dürften die Verkäufe auf über 65 Milliarden Dollar steigen.

Hinzu kommt, dass aktive Anleger - vor allem Hedge-Fonds - diesen September ein höheres Engagement in US-Aktien als in den letzten sechs Wahlzyklen aufweisen. Das erhöht das Verlustpotenzial bei einer Marktkorrektur deutlich. Die Pensionsfonds sind gemäss Rubner hingegen voll finanziert und haben das Aktienrisiko im Vorfeld der Wahl reduziert.

Rubners jüngste Vorhersagen waren eine Punktlandung. Mitte Juni, als die US-Märkte Rekorde verzeichneten und andere Wall-Street-Analysten sich gezwungen sahen, die Kursziele für den S&P 500 abermals nach oben anzupassen, prognostizierte er eine Korrektur im Spätsommer. Diese begann genau am 17. Juli. Der S&P 500 gab an diesem Tag um 1,4 Prozent nach und fiel weiter, bis er schliesslich am 5. August knapp 9 Prozent verlor. Noch heftiger war die Reaktion beim technologielastigen Nasdaq 100 Index, der innerhalb von drei Wochen um mehr als 12 Prozent einbrach und damit eine technische Korrektur einleitete.

Mitte August wandte sich Rubner dann taktisch erneut nach oben und meinte, es gäbe nur ein kurzes Zeitfenster, um in diesem Rückgang Aktien zu kaufen. Seither ist der S&P 500 um fast 4 Prozent gestiegen und hat zwischenzeitlich sämtliche Kursverluste vom Spätsommer egalisiert.

Erneut macht Rubner eine Kehrtwende und ist wieder pessimistischer geworden - zumindest bis die Präsidentschaftswahlen in den USA vorbei sind. Denn gemäss dem Strategen sind die Wahlen im November eine Art «Clearing-Ereignis für risikoreiche Anlagen».

Das wäre eine willkommene Nachricht für Hedge-Fonds, die von einem volatilen September ausgehen, wie aus den Daten der Prime-Brokerage-Abteilungen von Goldman und Morgan Stanley hervorgeht.

(Bloomberg/cash)