Nach der Übernahme einer Minderheitsbeteiligung an der ITA zeigte sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr vergangene Woche überzeugt, dass er schaffen kann, woran das bisherige Management scheiterte: Auf dem drittgrössten Luftfahrtmarkt Europas einen Gewinn zu produzieren — und zwar binnen zwei Jahren. Gelingen soll das dank der Marketing-Power der Kranich-Linie und über die Integration in ihr Netzwerk.

“ITA ist nicht die alte Alitalia”, sagte Spohr. “Wir werden diesen Betrieb zu einem Erfolg machen.”

Die Erfolgsbilanz von Alitalia ist katastrophal. Die Linie hat seit 20 Jahren keinen Gewinn mehr erwirtschaftet, ist seit 2008 zweimal in Konkurs gegangen und selbst der finanzstarke Neu-Aktionär Etihad Airways schaffte keinen Turnaround und warf schliesslich das Handtuch. Die Marke stellte Ende 2021 offiziell den Betrieb ein und wurde als ITA Airways wiedergeboren.

Nach Berechnungen des Luftfahrtexperten Andrea Giuricin von der Universität Mailand-Bicocca beliefen sich die Verluste von Alitalia seit Anfang der 2000er Jahre, als der Wettbewerb auf dem europäischen Luftverkehrsmarkt zuzunehmen begann, auf insgesamt 12,4 Milliarden Euro. Eine halbe Milliarde davon gingen im vergangenen Jahr auf das Konto der ITA.

Für Lufthansa ist der Vorstoss ein Wagnis. Der italienische Markt ist seit der raschen Expansion der Billigfluganbieter wettbewerbsintensiver, als es der Kranich von zuhause gewohnt ist. Während der Hauptversammlung im Mai signalisierten die Lufthansa-Aktionäre Unbehagen und warnten vor möglichen Einmischungen der italienischen Regierung in die Führung des Unternehmens.

Um sich gegen das Risiko abzusichern, will die Lufthansa ITA in mehreren Schritten kaufen. Rom wird auch eine Mitgift von etwa 250 Millionen Euro beisteuern.

ITA tritt dem Lufthansa-Netzwerk bei, zu dem bereits Swiss und Austrian Airlines gehören. Die Deutschen sind inzwischen der grösste Luftfahrtkonzern Europas und konkurrier mit den beiden anderen grossen Konzernen – der Muttergesellschaft von British Airways, IAG, und Air France-KLM – sowie den Discountern Ryanair, EasyJet und Wizz.

(Bloomberg)