Eine gute Bilanz ist viel wert. Unternehmen, die vor der Krise über solide Finanzen verfügten, haben die Coronakrise bisher in aller Regel auch gut überstanden. Wer schon vor den schweren Börsen- und Konjunkturverwerfungen von Februar und März angeschlagen war, hat durch das zeitweise herunterfahren der Weltwirtschaft eher noch mehr Probleme erhalten.
Ein grosser Teil der an der Börse kotierten Firmen hat die Coronakrise einigermassen meistern können. "Wir sind in der Schweiz gesegnet mit guten Unternehmen, die sich durch gute Marktpositionen, gute Führungen und gute Bilanzen auszeichnen", sagt Fondsmanager Martin Lehmann, der den Fonds 3V Swiss Small & Mid Cap Fonds leitet, im cash-Börsen-Talk.
Die derzeit noch laufende Saison der Zahlenvorlagen zum ersten Halbjahr zeige: Die Umsatzeinbrüche als Folge der Coronaviruskrise seien einiges gravierender als die Einbrüche bei der Profitabilität. "Dies spricht für eine hohe Kostenkontrolle."
Trotz Kursansteigen bleiben Gewinner-Aktien attraktiv
Einfach ist die Lage für kleine und mittelgrosse Unternehmen nicht. Eine zeitweise Stillegung von Absatzmärkten hat die meisten von ihnen getroffen. Gut gemeistert hat die Krise aber zum Beispiel der Lagerlogistiker Interroll: "Interroll gewann Marktanteile, weil Mitbewerber Lieferschwierigkeiten hatten." Der Kurs der Aktie steht heute höher als vor Beginn der Krise. Mitte Februar wurde der Titel für 2035 Franken gehandelt. Jetzt sind es gut 2400 Franken.
Positiv sieht Lehmann die Lage auch für Schweizer Technologieaktien wie Logitech oder Also. Zuversichtlich gestimmt ist er ebenfalls für Halbleiter-Aktien: "Wir haben diese Woche Comet mit einem starken Zahlenset gesehen." Überzeugt hätten aber auch die Halbjahresergebnisse des Vakuumpumpenherstellers VAT.
In einige dieser Aktien ist Lehmann schon lange investiert. Logitech ist die grösse Position in seinem Fonds. Der westschweizerisch-amerikanische Peripheriegerätehersteller hat enorm vom Lockdown-Trend zum Homeoffice, zu Videokonferenzen und elektronischen Freizeitgestaltungen wie Computergaming profitiert: Für all das liefert Logitech die Ausrüstung.
Der Kurs der Logitech-Aktie seit Anfang 2020 (Grafik: Bloomberg).
Allerdings ist der Aktienkurs auch deutlich angestiegen: Unmittelbar vor der Krise lag der Kurs bei 47 Franken, jetzt sind es über 67 Franken. Gleiches bei Lonza, einem der wenigen Large Caps, die Lehmann in seinem Fonds hält. Der Auftragshersteller für die Pharmabranche hat eine Parnterschaft mit der US-Firma Moderna, der gute Aussichten für die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs vorausgesagt werden.
Lonza ist einsame Spitze im SMI und der Aktienkurs hat sich auf 588 Franken seit Jahresanfang um über die Hälfte erhöht. Vor der Krise war die Aktie 420 Franken wert. In der "Rally der verpassten Chancen" seit der zweiten Märzhälfte fragen sich manche Anlegerinnen und Anleger, ob sie bei so stark gestiegenen Aktien noch Aussichten auf weitere Kursgewinne haben.
Martin Lehmann ist zuversichtlich: "Lonza und Logitech sind im Fonds zwei grosse Positionen, und ich würde diese Aktien jederzeit wieder kaufen." Die strukturellen Wachstumstrends der beiden Börsenstars sind aus der Sicht des Fondsmanagers intakt. Beide erfüllten die Kriterien der guten Marktposition, guten Managments und guten Finanzierung - Logitech verfüge gar über Cashpositionen.
Die Lonza-Aktie wiederum könnte nochmals deutlich ansteigen, wenn Impfstoffpartner Moderna einen Durchbruch erziele.
Viele, aber nicht alle Schweizer Unternehmen verfügen über solide Eckdaten. Im cash-Börsen-Talk nennt Martin Lehmann Aktien, bei denen Aktien er wegen unsicherer Geschäftsaussichten und schwieriger Bilanzsituationen vorsichtig geworden ist. Zudem sagt er, wieso Investoren den Aktienmarkt auch in Zukunft gegenüber anderen Anlageklassen bevorzugen werden.