Nach einem Absturz innerhalb von 16 Monaten von 121 auf 44 Franken im Oktober 2022 haben die Aktien von Logitech insbesondere seit letztem Juni wieder Fahrt aufgenommen. Das Plus seit Jahresbeginn beträgt 32 Prozent, was hinter UBS und Holcim die drittbeste Kursrendite im Swiss Market Index (SMI) darstellt.

Die Haupttreiber für den Aufwärtstrend ist aus der Sicht von Michael Foeth, Analyst bei der Bank Vontobel, die Tatsache, dass sich die Aussichten für Logitech stabilisiert haben und damit das Vertrauen der Investoren zurückgekehrt ist. "Die Normalisierung der Umsätze infolge des pandemiegetriebenen Nachfrageschubs hatte doch zu Enttäuschungen geführt. Die letzten zwei Quartale mit positiven Überraschungen haben in dem Zusammenhang geholfen”, so Foeth.

Logitech hat im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 zwar weniger Umsatz gemacht, aber den Gewinn markant gesteigert, wie das Unternehmen am 24. Oktober mitteilte. Damit hat der Computermaus- und Tastaturhersteller selbst die optimistischsten Erwartungen der Finanzgemeinde weit übertroffen. 

Zwar ging bei den Verkäufen der Krebsgang nach dem Ende des Booms in der Coronapandemie weiter. So schrumpfte der Logitech-Umsatz in den Monaten Juli bis September um 8 Prozent auf 1,06 Milliarden Dollar - insbesondere die wichtige Kategorie Gaming-Zubehör schrumpfte um 12 Prozent. Dagegen stieg der bereinigte operative Gewinn (EBIT, Non-GAAP) um 17 Prozent auf 183,2 Millionen Dollar. 

Analysten-Gemeinde weiterhin vorsichtig

Trotz dieser positiver Signale an der Börse und in der Geschäftsenwicklung sind die von Bloomberg befragten Analysten weiterhin vorsichtig. Fünf “Buy”-Ratings stehen zehn “Holds” und drei “Sells” gegenüber. Das durchschnittliche Kursziel liegt 8 Prozent unter dem aktuellen Niveau. Das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 36, dasjenige für 2024 bei 27.

Zwar prognostiziert auch Jürgen Wagner, Analyst bei Stifel, eine weitere Verbesserung im PC-Segment bei Logitech, aber dies sei im Aktienkurs bereits abgebildet.”Die Risiken bei einem Investment hängen mit der Konsumenten-Nachfrage zusammen, die Chancen sehe ich bei einer Erholung im Video-Segment,” so der Analyst. Das grösste Wachstumspotenzial liege aber im Gaming-Segment.

Am 1. Dezember ist auch Hanneke Faber ihren neuen Job als Logitech-Konzernchefin angetreten. Die 54-jährige Niederländerin kommt von Unilever, dort hat sie das 14 Milliarden Dollar schwere Ernährungsgeschäft geleitet. Der frühere Firmenlenker Bracken Darrell war Mitte Juni nach rund zehn Jahren im Amt per sofort zurückgetreten.

Man kann hoffen, dass bezüglich der Personalsituation Ruhe einkehrt. Logitech-Gründer Daniel Borel hat ja die Ablösung von Präsidentin Wendy Becker gefordert.

Reto Huber, Analyst bei Research Partners, ordnet die Ernennung von Faber positiv ein: “Wie ihr Vorgänger hat sie den Fokus auf die Endnutzer.” Huber ordnet die bestehende Guidance als robust ein. Eine weitere Erhöhung der Guidance hönge vor allem davon ab, ob die Unternehmen ihre IT Budgets dieses Jahr aufbrauchen. “Hier haben wir gemischte Signale”, fügt er an.

Langfristig überwiegen die Chancen

Die Personalie Faber sieht Foeth von Vontobel ähnlich: “Die Ernennung von Hanneke Faber als neue CEO werten wir als positiv und sind der Meinung, dass ihre Karriereerfahrung sehr wertvoll für Logitech sein kann.” Fürs nächste hängt sicherlich vieles vom Weihnachtsgeschäft ab, das immer Unsicherheiten bietet.

Das Unternehmen ist schlussendlich abhängig vom Konsumentenverhalten und der Wirtschaftsentwicklung. Trotzdem ist Logitech positiven langfristigen Trends ausgesetzt, welche durchaus ihre Chancen beinhalten. So sieht Foeth weiterhin Wachstumspotenzial im Gaming, bei Mäusen und Keyboards, sowie im Bereich der Videokommunikation.

Die Deutsche Bank warnt kurzfristig vor Gegenwinden: So bewegen sich die Preisnachlässe führender Einzelhändler rund um den Black Friday und den Cyber Monday in etwa im Rahmen jener des letzten Jahres. Das gilt zumindest für Nordamerika. In Europa seien die Preisnachlässe hingegen um einiges üppiger ausgefallen.

Brown zieht gewisse Parallelen zum letztjährigen Weihnachtsquartal, als die Konsumentinnen und Konsumenten einen Grossteil ihrer Weihnachtseinkäufe schon während dem Black Friday und dem Cyber Monday tätigte – was in den darauffolgenden Wochen schmerzhaft zu spüren war.

Es würde wenig erstaunen, wenn die Aktie nach dem rasanten Anstieg eine Pause einlegt und konsolidiert. Ein Kursrückgang könnte man für Käufe nutzen. Langfristig helfen wird sicherlich auch die sinkende Inflation in den USA und damit die Erwartung, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen im Dezember nicht erhöhen und nächstes Jahr wieder senken wird. Das sind gute Nachrichten für Wachstumswerte, wie es Logitech ist.

ManuelBoeck
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