US-Präsident Donald Trump droht mit Zöllen von 25 Prozent auf Waren aus der Europäischen Union (EU). Ähnliche Abgaben sollen ab der neuen Woche auch auf Importe aus Mexiko und Kanada fällig werden. «Dies schürt die Angst vor einem weltweiten Handelskrieg mit Gefahren für Lieferketten, Konsum und Wachstum», bemerkt Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets.

Am stärksten litt der Kryptomarkt. Der Bitcoin rutschte knapp innerhalb einer Woche 15 Prozent ab, was den grössten wöchentlichen Rückgang seit dem Zusammenbruch der Kryptobörse FTX im November 2022 darstellt. Der breitere Kryptomarkt hat in dieser Zeit laut dem Analysehaus Coingecko fast eine halbe Billion Dollar verloren. «Der Inflationsdruck hält an, die Wachstumsaussichten bröckeln und Trumps Zölle wollen nicht verschwinden. Und da sich Trump auf alles Mögliche konzentriert, nur nicht auf die Deregulierung von Kryptowährungen, sind Bitcoin-Händler nicht glücklich», konstatierte Matt Simpson, Chefanalyst bei City Index.

Die europäischen Märkte halten sich derzeit noch wacker, während über dem Atlantik die zarten Kursgewinne des Jahres bereits vollständig verloren gegangen sind. So legte der SMI in der alten Woche um 0,1 Prozent zu, und profitierte er insbesondere vom Kurszuwachs von Schwergewicht Nestlé und den satten Wochenbilanzen der Schweizer Versicherer. Der deutsche Leitindex Dax gewann unter dem Strich zwar ein knappes Prozent zu, hauptsächlich aber wegen zwischenzeitlicher Hoffnungen auf eine rasche Reform der Schuldenbremse in Deutschland.

An der Wallstreet war Nvidia mit der Zahlenpublikation im Fokus, die aber eher für negative Reaktionen sorgte. «Die Zahlen waren gut, aber es waren keine Blockbuster-Zahlen, so wie wir sie seit einiger Zeit kennen», sagte Scott Welch, Chefanleger beim Vermögensverwalter Certuity. 

«Der Markt, der zuletzt weniger sensibel auf Zoll-Schlagzeilen reagiert hatte, muss seine Haltung überdenken», sagt Chris Weston, Chef-Analyst des Brokerhauses Pepperstone. Die Angst vor den Zöllen dürfte auch die Preise in die Höhe treiben, was weitere Zinssenkungen gänzlich ausschliessen und sogar Zinserhöhungen wieder auf die Agenda bringen könnte, warnt Molnar. 

Aus diesem Grund werden Börsianer die anstehende Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) und die anschliessende Pressekonferenz wohl noch aufmerksamer verfolgen als üblich. Volkswirte halten zwar eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte für nahezu sicher, die Anleger werden aber jedes Wort der EZB-Chefin Christine Lagarde auf die Goldwaage legen, um Hinweise auf die weitere Geldpolitik zu erhalten. EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hatte bereits vor Trumps jüngsten Zolldrohungen eine Diskussion über eine Pause oder einen Stopp der Zinssenkungen angeregt.

US-Jobdaten und zahlreiche Firmenbilanzen erwartet

Hinweise auf die Geldpolitik der Notenbank Fed erhoffen sich Anleger von den US-Beschäftigtenzahlen am Freitag. Analysten rechnen mit einem Aufbau von 133'000 Stellen ausserhalb der Landwirtschaft. Es wäre der 50. Anstieg in Folge und die zweitlängste Serie seit dem Zweiten Weltkrieg, sagt Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz.

«Noch nicht in den Zahlen niederschlagen dürfte sich der vom Department of Government Efficiency initiierte Stellenabbau», führt er weiter aus. Die vom Milliardär Elon Musk geführte Abteilung will die Zahl der rund 2,3 Millionen Zivil-Angestellten bei US-Bundesbehörden drastisch reduzieren. Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Beschäftigtendaten liefern die Zahlen der privaten Arbeitsagentur ADP zwei Tage zuvor.

Gleichzeitig geht die Bilanzsaison in ihre nächste Runde. Als erstes öffnen unter anderem Lindt & Sprüngli, VAT, Kühne+Nagel, und Idorsia ihre Bücher. Am Mittwoch steht Sandoz im Fokus, gefolgt von Geberit und Galderma am Tag darauf. Abgerundet wird die Woche von Mobilezone und der GV von Novartis.

(AWP/cash)