cash: Herr Rohner, cash-Leser haben Sie in einer Online-Umfrage zum Banker des Jahres gewählt. Wir gratulieren. Wie erklären Sie sich den deutlichen Sieg?

Martin Rohner: Nominiert wurde ich wohl wegen unseres Mutes, die Negativzinsen an unsere Bankkunden weiterzugeben. Gewonnen habe ich aber aufgrund unseres Geschäftsmodells, das auf sozial und ökologisch orientiertes Banking setzt. Das gesellschaftliche Bedürfnis nach einer Bank, die fair und transparent arbeitet, hat in den letzten Jahren klar zugenommen.

Die Chefs grösserer Institute haben hingegen bescheiden abgeschnitten. Warum?

Wir waren bestimmt erfolgreicher in der Mobilisierung unseres Netzwerkes als etwa eine UBS oder CS. Leute von Peru bis Kanada haben für mich gestimmt, wie ich im Laufe der Wahl erfuhr.

Was macht die Alternative Bank Schweiz (ABS) besser als ihre Konkurrenz?

Wir haben einen klaren Fokus. Bei uns stehen gesellschaftliche und ökologische Grundsätze im Vordergrund und nicht die Gewinnmaximierung.

Angenommen, die Schweizerische Nationalbank weitet ihren Negativzins aus, würden Sie das an Ihre Kunden weitergeben?

Für Vermögen über 100'000 Franken würden wir eine Erhöhung direkt weitergeben. Die Zinsen für kleinere Depots sind jedoch an das allgemeine Zinsniveau und die vorherrschende Marktsituation gekoppelt.

Erwarten Sie, dass andere Schweizer Banken der ABS in Bezug auf Negativzins folgen werden?

Im Moment ist das wohl nirgends ein Thema. Die anderen Banken tun das eher versteckt über Gebührenerhöhungen. Wir finden den Negativzins aber fairer und transparenter. 

Welches sind neben den tiefen Zinsen die grössten Herausforderungen für Schweizer Banken?

Derzeit mangelt es an einer Differenzierung im Markt. Pensionskassen drängen beispielsweise zusehends in den Hypothekarmarkt,  und so genannte Fintech-Unternehmen stossen einen grundlegenden Strukturwandel an. Jede Bank muss sich also grundsätzlich fragen, was ihre Daseinsberechtigung ist. Bei der Alternativen Bank Schweiz haben wir diese Frage schon lange beantwortet.