Haustiere sehen «herzig» aus, sind kuschelig und tragen wissenschaftlich nachgewiesen positiv zur mentalen Gesundheit bei. Egal ob Reptilien oder doch fellige Vierbeiner: Für viele gehören sie zur Familie und sind aus dem Alltag nicht wegzudenken.

Ein Haustiere kostet viel Geld - bei der Anschaffung, beim Tierarzt oder dem täglichen Bedarf an Futter und anderem Zubehör. Die an der Börse kotierten Produkt- und Dienstleistungshersteller im Heimtiermarkt weisen ein hohes Volumen- und Umsatzwachstum aus erzielen überdurchschnittliche Margen, welche für Anlegerinnen und Anleger attraktiv sind.

Markt mit Potenzial

Einem Bericht von Bloomberg Intelligence zufolge wird der weltweite Markt von derzeit 320 Milliarden Dollar bis 2030 auf fast 500 Milliarden Dollar anwachsen. Insbesondere der Trend zu Premiumprodukten für Heimtiere stösst auf hohe Resonanz. Also Produkte für Gesundheit und Pflege, Spielzeuge und Accessoires, und Heimtiernahrung, die immer häufiger auf natürliche und regionale Zutaten mit geringer Verarbeitung setzt. 

Der grösste Heimtiermarkt mit einem Umsatz von knapp 85 Milliarden Euro vergangenes Jahr bleibt dennoch Nordamerika. Europa folgt mit einem Jahresumsatz von fast 49 Milliarden Euro direkt dahinter. Das Potenzial am Markt ist jedoch noch lange nicht ausgeschöpft. Osteuropa und Asien bieten mit steigendem Wohlstand grosses Potenzial. Zudem ist der Markt weniger anfällig für wirtschaftliche Schwankungen, da Ausgaben für Haustiere von den Verbrauchern zunehmend als unverzichtbar angesehen werden, selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

Im Bereich für Nahrungsmittel im Heimtierbereich gehört Nestlé zu den Marktführern. Grosse Hoffnungen setzt das Unternehmen aus Vevey derzeit auf das pyramidenförmige Mousse von «Revelations», das als Nächstes in den USA lanciert werden soll. Kein Wunder, hat der neue CEO Laurent Freixe das Katzenfutter zu den grossen sechs Wetten - sogenannte «Six big bets» - für die Zukunft auserkoren. Zu Jahresbeginn investierte Nestlé fast 500 Millionen Euro in eine neue Haustierfutterfabrik in Italien. 

In den letzten Jahren gehörte die Tiernahrung zu den umsatz- und margenstärksten Sparten von Nestlé. Die bekannten Marken «Felix» und «Purina» spülten beinahe 19 Milliarden Franken in die Kassen. Das heisst: Jeder fünfte Umsatzfranken bei Nestlé kommt von Petcare. Die Margen lagen bei 20,7 Prozent - 3,4 Prozentpunkte über dem Konzerndurchschnitt. Allein in den USA macht die Sparte zwei Drittel der Verkäufe am Gesamtumsatz aus.

US-Onlinehändler vor optimistischer Zukunft

Der führende Online-Händler für Haustierprodukte mit einem Marktanteil von rund 33 Prozent ist Chewy. Das Sortiment umfasst um die 115'000 Artikel von über 3'000 verschiedenen Marken. Das Unternehmen lieferte am vergangenen Mittwoch Zahlen zum dritten Geschäftsquartal 2024 im Rahmen der Erwartungen ab. Derzeit weist das Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 13,1 Milliarden Dollar auf und verzeichnete zuletzt einen starken Kursentwicklung. Seit Januar legten die Titel um über 32 Prozent zu, 15 Prozent allein in den letzten 4 Wochen. Mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 0,45 und einem aktuellen Kurs-Gewinnverhältnis (KGV) von 32,93 ist das Unternehmen relativ hoch bewertet. Aufgrund der langfristig überdurchschnittlichen Wachstumsperspektiven kann der Titel während Korrekturphasen gekauft werden.  

Inzwischen spürt Chewy jedoch den zunehmenden Wettbewerb durch neue Marktteilnehmer, die rasch an Marktanteilen gewinnen. Ein weiteres Unternehmen in diesem Bereich ist Balchem. Deren Aktien konnten seit Januar 20 Prozent zulegen. Dabei konzentriert sich das US-Unternehmen auf die Bereitstellung von ernährungsphysiologischen Lösungen, welche die Gesundheit und das Wohlbefinden von Haustieren fördern. Bei der Veröffentlichung der Q3-Zahlen verkündete das Management die Marktlancierung eines neuen Produktes im Tierernährung und -gesundheitssegment an. Das Unternehmen musste aber auch einen leichten Umsatzrückgang hinnehmen. 

Auf der Überholspur befindet sich auch Freshpet. Die Dynamik der vergangenen Wochen spiegelt sich besonders im beachtlichen Jahresplus von 70 Prozent Prozent wider. Der Tierfutterhersteller, der sich auf natürliche Frischkost für Hunde und Katzen spezialisiert hat, erreicht eine Marktkapitalisierung von 7,5 Milliarden Dollar. Gerade das im Vergleich zu Chewy enorm hohe KGV von 184 dürfte Interessenten von einem Engagement abhalten, da schon sehr viel Wachstumsfantasie eingepreist ist. Dennoch erwarten Analysten, dass sich die Erträge von Freshpet in den nächsten Jahren verdoppeln werden und sich die Gewinnwachstumsrate des Unternehmens weiter verbessern wird. 

Katzensprung zum Erfolg

Ein Player wurde bisher jedoch nicht erwähnt: Der Schweizer Aromen- und Dufthersteller Givaudan stellt mit «PetTech» Duftmittel her, die in Luftsprays oder Spezialwaschmitteln für Haustiere zum Einsatz kommen. Givaudan plant angeblich auch strategische Übernahmen im Tierfutter-Segment. Ende Oktober erwähnte der CEO Gilles Andrier, der Markt für Haustiernahrung zeige derzeit ein «spektakuläres Wachstum». Bezüglich Übernahmen meinte er weiter, es sei derzeit schwierig, in einem hart umkämpften Markt die richtigen Ziele zu finden.

Das bisherige Jahr läuft auch ohne grosse Erfolge in dieser Sparte positiv. Givaudan konnte das starke Wachstum in allen dritten Quartal 2024 fortsetzen. «Givaudan schiesst weiter aus allen Rohren», kommentierte ZKB-Analyst Daniel Bürki. Die Valoren haben seit Januar gut 14 Prozent zugelegt, nachdem sie sich bereits im Vorjahr überdurchschnittlich entwickelten mit einem Anstieg von 23 Prozent. 

Aisha Gutknecht arbeitet seit Juli 2024 als Redaktorin für cash.ch.
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