Die Aktie von Lonza fällt am Montag weitere 2,5 Prozent auf 324,70 Franken. Es ist der fünfte Tag in Folge mit Kursverlusten. Derzeit steht die Aktie nun fast auf dem Corona-Tiefstand von Ende März 2020 (319 Franken).

Die Aktie war letzte Woche nach einer neuerlichen Gewinnwarnung rund 20 Prozent abgestürzt. Der Markt nimmt den Zustand von Lonza ganz offensichtlich anders wahr als Lonza-Interim-CEO Albert Baehny. Dieser äusserte in einem Interview mit der “Finanz und Wirtschaft” am Samstag Unverständnis über die Börsenreaktion.

“Ich verstehe die Sorgen des Marktes überhaupt nicht”, sagte Baehny. "Unsere Fundamentaldaten sind nicht solid, sondern sehr solid”, sagte Baehny weiter. “Wir sind der beste Pharmaauftragsfertiger der Welt. Wir haben das breiteste Angebot und langfristige Verträge, mit denen ein Teil des Umsatzes der kommenden Jahre bereits gesichert ist."

"Wie viele Schweizer Unternehmen kennen Sie, die in der Lage sind, den Umsatz jährlich 11 bis 13 Prozent zu steigern, mit einer Ebitda-Marge von mehr als 30 Prozent?”, fragte Baehny rhetorisch. Gleichzeitig investiere Lonza 2 Milliarden Franken jährlich in das organische Wachstum, habe ein Aktienrückkaufprogramm von 2 Milliarden Franken und zahle eine Dividende.

Der Werbespot Baehny verfängt am Markt aber (noch) nicht. Die Investoren sind nach wie vor verunsichert. Gerade die tiefen Margenprognosen für das kommende Jahr, welche am Investorentag am letzten Dienstag publiziert wurden, bereiten den Analysten offenbar noch immer Sorgen. In den Jahren 2024 bis 2028 peilt das Unternehmen dann ein Umsatzwachstum von 11 bis 13 Prozent in Lokalwährungen an. Das sind nur leicht weniger als die 15 Prozent plus in 2022.

Aktien kosteten im September 2021 einmal 785 Franken

Zum Höhepunkt des Coronabooms, im September 2021, hatten die Lonza-Papiere noch 785 Franken gekostet. Der Auftrag für den Wirkstoff der Corona-Impfung der US-Firma Moderna hat Lonza während rund zwei Jahren viel Geld in die Kasse gespült. Allein 2022 erreichten die Moderna-Umsätze rund eine halbe Milliarde Franken.

Das durchschnittliche Kursziel von 21 bei Bloomberg erfassten Analysten beträgt noch immer 565 Franken für die Lonza-Aktie. Einige Analysten werden die Aussichten für die Titel in nächster Zeit wohl weiter senken.

Am Montag reduzierte die Bank Vontobel das Kursziel für Lonza auf 480 von 610 Franken. Die Einstufung lautet aber weiterhin "Kaufen". Im Moment dominierten die negativen Nachrichten, schreibt Analystin Sibylle Bischofberger. Das Management müsse die Kommunikation verbessern und bald einen neuen CEO finden. Es werde allerdings Zeit brauchen, um das Vertrauen der Anleger wiederherzustellen.

Daniel Hügli
Daniel HügliMehr erfahren