Der vom neuen US-Präsidenten Donald Trump verkündete Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat weltweit scharfe Kritik ausgelöst. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sprach von einem «schweren Schlag» für den internationalen Kampf gegen globale Gesundheitskrisen. «Hunderttausende Menschen wären gefährdet», teilte er am Dienstag mit. Die WHO müsse gestärkt und nicht geschwächt werden, kritisierte ein Sprecher des chinesischen Aussenministeriums. Die Entscheidung von Trump löste sofort eine Debatte aus, wie die WHO künftig finanziert werden soll, weil die USA einen erheblichen Teil der Mittel zur Verfügung stellen. China werde die WHO weiterhin unterstützen, teilte das Aussenministerium in Peking mit.

«Wir werden versuchen, Donald Trump umzustimmen, damit er diese Entscheidung überdenkt», sagte Lauterbach. Ohne den Beitrag der USA zur WHO werde es deutlich schwieriger, Ländern zu helfen, die vom Ausbruch von Infektionskrankheiten oder Umweltkatastrophen betroffen sind. Viele Programme gegen die Folgen von Hungersnöten, Kriegen und Naturkatastrophen werden über diese Mittel bezahlt. Deutschland habe seine WHO-Beiträge in den vergangenen Jahren bereits erhöht. «Globale Gesundheitssicherheit liegt im Interesse aller Nationen – auch den USA», betonte der SPD-Politiker.

Trump hatte den Austritt mit überzogenen Finanzforderungen der WHO an die USA begründet, die in keinem Verhältnis etwa zu China stünden. «Die Weltgesundheitsorganisation hat uns abgezockt... Das wird nicht mehr passieren», sagte er. Der Schritt bedeutet, dass die USA die Gesundheitsorganisation der Vereinten Nationen in zwölf Monaten verlassen und alle finanziellen Beiträge für ihre Arbeit einstellen werden. Die USA sind der bei weitem grösste Geldgeber der WHO und tragen rund 18 Prozent zu ihrer Gesamtfinanzierung bei. Nach Einschätzung von Experten sind nun etwa Programme im Kampf gegen Tuberkulose oder HIV/AIDS gefährdet. Die nächstgrössten Geber der WHO und deren Programme sind die Bill & Melinda Gates Foundation, die globale Impfstoffgruppe Gavi, die EU und die Weltbank. Zweitgrösster nationaler Geber ist Deutschland, das etwa drei Prozent der WHO-Mittel direkt beisteuert - dazu kommen aber Milliardenzahlungen auch an Gavi und die deutschen Anteile für die EU-Finanzierung.

(Reuters)