Das Barometer für das Konsumklima sinkt im Juli überraschend auf minus 21,8 Punkte von revidiert minus 21 Zählern, wie die GfK und das Nürnberger Konsumforschungsinstitut NIM am Mittwoch mitteilten. Die Forscher ermitteln auf Basis einer Umfrage unter rund 2000 Verbrauchern die Konsumlaune jeweils für den Folgemonat. Von Reuters befragte Volkswirte hatten einen Anstieg auf minus 18,9 Punkte erwartet.

Nachdem das Barometer vier Monate in Folge nach oben gezeigt hatte, trübte sich die Laune nun wieder ein. «Die Unterbrechung des zuletzt verzeichneten Aufwärtstrends des Konsumklimas zeigt, dass der Weg aus der Konsumflaute mühsam werden wird und es immer wieder zu Rückschlägen kommen kann», sagte NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl. Die zuletzt wieder gestiegene Inflationsrate sorge für mehr Verunsicherung. Die Kaufzurückhaltung sei zu einem wesentlichen Teil auf steigende Preise zurückzuführen. Wenn die privaten Haushalte mehr für Nahrungsmittel und Energie aufwenden müssten, fehle das Geld zum Kauf teurer Güter wie Autos oder Möbel.

«Kein Game Changer in Sicht»

Die GfK fragt regelmässig ab, ob die Verbraucher es für ratsam halten, grössere Anschaffungen zu tätigen. Dieser Indikator verharrt seit mehr als zwei Jahren auf einem überaus niedrigen Niveau. Stattdessen legen viele Verbraucher angesichts gestiegener Zinsen ihr Geld lieber auf die hohe Kante: Die Sparneigung legte etwas zu und festigte damit ihr ohnehin hohes Niveau.

Chefökonom Alexander Krüger von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe bewertete die Daten aus Nürnberg als «einen herben Rückschlag für bestehende Konsumhoffnungen». Vor allem die Sparneigung sorge für Zurückhaltung. Ein «Game Changer» bei den Konsumaussichten sei nicht in Sicht. Das Konsumklima sei sehr niedrig, und wichtige Rahmenbedingungen seien ungünstig: «Dazu zählen bestehende Realeinkommensverluste, hohe Zinsen und die verunsichernde Politik der Bundesregierung. Der Impuls der laufenden Europameisterschaft ist lediglich ein Einmaleffekt.» Ob die Fussball-EM als Stimmungsaufheller wirkt, muss sich noch herausstellen: Die Befragung lief vom 30. Mai bis zum 10. Juni und endete damit vor Beginn des Spektakels, das bis zum 14. Juli geht.

Inflation trübt Einkommenserwartung

Auch mit der Einkommenserwartung der Verbraucher ging es nach unten: Nach zuletzt vier Anstiegen in Folge verliert der Indikator 4,3 Zähler und sinkt auf 8,2 Punkte. Wesentlicher Grund dürfte auch hier der Anstieg der Inflationsrate sein. Die Teuerungsrate stieg im Mai auf 2,4 Prozent, nachdem sie im März und April jeweils bei 2,2 Prozent lag. Auch dass die Konjunktur in Deutschland nicht aus dem Knick kommt, lastet auf der Konsumlaune.

(Reuters)