Die kommende Börsenwoche wird zeigen, ob der jüngste Verkaufsdruck an den Märkten anhält. Starke Kursverluste im Technologiesektor, geopolitische Bedenken und neu aufgeflammte Rezessionsängste haben den Schweizer Leitindex SMI, den deutschen DAX und den US-Index S&P 500 zuletzt auf Talfahrt geschickt.

«Der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal hat noch einmal vor Augen geführt, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr schwächer gelaufen ist, als wir uns das alle gewünscht hätten», schreiben die Experten der Helaba. Auch die jüngsten Daten für die Industrie in China und den USA sowie der jüngste US-Arbeitsmarktbericht sorgten zuletzt für schlechte Laune am Aktienmarkt.

Der lange Zeit boomende US-Arbeitsmarkt kühlt sich zwar wie vielfach erhofft ab und spricht für eine baldige Zinswende in den USA. Die US-Notenbank Fed versucht, mit straffer Geldpolitik die Inflation einzudämmen und den heiss gelaufenen Jobmarkt abzukühlen. Doch eine erste Zinssenkung der Währungshüter um US-Notenbankchef Jerome Powell ist laut Analysten bereits in die Aktienkurse eingepreist. Gleichzeitig bestärkten die Daten die Ängste der Anleger vor einer globalen Rezession.

Der deutsche Leitindex schloss am Freitag 4,1 Prozent unter dem Vorwochenschluss, der SMI 3 Prozent. «Der August startet wie erwartet – der saisonal schwächste Monat im Jahr hält vorerst zumindest das, was er verspricht», konstatierte Salah-Eddine Bouhmidi, Manager beim Broker IG.

Wie schwach ist die deutsche Industrie?

Am Dienstag stehen die Daten zu den deutschen Industrieaufträgen im Juni an. Am Mittwoch geben die Produktionsdaten für Juni Hinweise darauf, wie die Wirtschaft gegen Ende des zweiten Quartals gelaufen ist. Von Reuters befragte Fachleute erwarten jeweils einen Anstieg um ein Prozent. Dies wäre ein Hoffnungszeichen, denn im Mai hatte sich die Flaute in dem wichtigen Wirtschaftszweig mit dem fünften Auftragsminus in Folge fortgesetzt. Experten zeigen sich vorsichtig: «Die Auftragseingänge und die Industrieproduktion dürften im Juni zwar höher gewesen sein als im schwachen Vormonat», sagt Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. «Die Pluszeichen dürften aber nicht gross genug ausfallen, um für die Industrie Hoffnung auf eine Wende zum Besseren zu machen.»

Ebenfalls zur Wochenmitte zeigen die Ausfuhr-Daten des Statistischen Bundesamtes für Juni, wie es um die deutsche Exportwirtschaft bestellt ist. Von Reuters befragte Ökonomen erwarten ein Minus von 1,5 Prozent.

Bei den Aussenhandelszahlen aus China erwarten von Reuters befragte Experten, dass sich der Aufwärtstrend bei den Exporten mit einem kräftigen Plus von 10,4 Prozent im Juli fortgesetzt hat und auch die Importe zugelegt haben, die im Juni geschrumpft waren. China versorgt die Weltmärkte mit Industriegütern in grossen Stückzahlen - so etwa Elektroautos und Solarmodule. Dies hat im Westen Kritik ausgelöst, dass sich der Wirtschaftsriese mit staatlichen Subventionen Vorteile im internationalen Handel verschafft. Die USA und die EU haben mit vorläufigen Zusatzzöllen auf E-Autoimporte reagiert.

Am Freitag legt das Statistische Bundesamt die detaillierten Daten zu den Verbraucherpreisen im Juli vor. Vorläufigen Zahlen zufolge zog die Inflation an: Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, nach einer Teuerungsrate von 2,2 Prozent im Juni. Inflationstreiber waren im Juli vor allem die Dienstleistungen, während sich Energie verbilligte.

Bilanzsaison geht weiter

Die Bilanzsaison geht indes weiter. Geplant zur Veröffentlichung zum Wochenauftakt sind unter anderem die Quartalszahlen des deutschen Chipriesen Infineon. Am Dienstag folgen die Zahlen des Online-Modehändlers Zalando und des Pharmakonzerns Bayer. Am Mittwoch gewähren der Konsumgüterkonzern Beiersdorf, der Autozulieferer Continental, der Energietechnikkonzern Siemens Energy und die Commerzbank einen Blick in ihre Bücher. Geplant zur Veröffentlichung am Donnerstag sind die Berichte des Versicherers Allianz, des Technologiekonzerns Siemens, des Rückversicherers Münchner Re, des Rüstungskonzerns Rheinmetall und der Deutschen Telekom.

In den USA warten Anleger auf die Berichte von Unternehmen wie der Baumaschinen-Hersteller Caterpillar, der Getränkeanbieter Coca-Cola, der Unterhaltungskonzern Walt Disney und das Pharmaunternehmen Eli Lilly. In der Schweiz präsentieren am Dienstag Ascom, Galenica, Oerlikon und Adecco ihre Zahlenkränze. Am Mittwoch folgen U-blox und Glencore, am Donnerstag Coltene, Zurich Insurance, BCGE, CFT, GAM, Kuros, Lastminute und Sandoz.

(Reuters/cash)