Das Barometer für die Erwartungen in den kommenden sechs Monaten stieg im April um 11,2 Punkte auf 42,9 Zähler und damit zum neunten Mal in Folge, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner Umfrage unter 165 Analysten und Anlegern mitteilte. Höher lag das Barometer zuletzt im Februar 2022, ehe der russische Krieg gegen die Ukraine die Konjunkturerwartungen abstürzen liess. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einer Verbesserung auf 35,0 Punkte gerechnet. Die konjunkturelle Lage wurde etwas besser bewertet: Dieser Indikator stieg um 1,3 Punkte, verharrt aber mit minus 79,2 Zählern tief im negativen Bereich.
«Eine sich erholende Weltwirtschaft hebt die Erwartungen für Deutschland», sagte ZEW-Chef Achim Wambach. Die Hälfte der Befragten erwarte in den kommenden sechs Monate eine Erholung der deutschen Konjunktur. «Stark verbesserte Lageeinschätzungen und Konjunkturerwartungen in den deutschen Exportländern tragen zu dem gestiegenen Optimismus bei», sagte Wambach. «Zudem rücken erste Leitzinssenkungen der EZB näher», nannte Ökonom Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research einen weiteren Grund für die wachsende Zuversicht.
«Belebung Ja, Aufschwung Nein»
Die Inflationsrate in der Euro-Zone ist im März auf 2,4 Prozent gefallen. Die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent, die diese mittelfristig als optimales Niveau für den Währungsraum anstrebt, rückt damit immer näher. Die Währungshüter fassen daher eine erste Zinssenkung für Juni ins Auge. Auf ihrer jüngsten Sitzung hielten sie den Leitzins noch auf dem Rekordwert von 4,50 Prozent und den am Finanzmarkt richtungsweisenden Einlagensatz bei 4,00 Prozent. Niedrigere Zinsen machen Kredite billiger, etwa für Investitionen. Sie können dadurch die Konjunktur beleben.
Grosse Sprünge trauen die meisten Experten der grössten Volkswirtschaft Europas aber nicht zu. «Konjunkturbelebung ja, Aufschwung nein», sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. Dafür werde die aktuelle Lage noch zu schlecht eingeschätzt. «Für Konjunkturoptimismus bedarf es gerade hier noch einer markanten Verbesserung», sagte Krüger.
(Reuters)