Der Auftragseingang in der Automatisierungs-Sparte Digital Industries sei im dritten Quartal 2022/23 (April bis Juni) um 35 Prozent eingebrochen, teilte der Münchner Technologiekonzern am Donnerstag mit. Vor allem im kurzzyklischen Geschäft mit Fabrik-Automatisierung, und dort besonders in China, hielten sich die Kunden zurück, die viele Bestellungen vorgezogen hätten, erklärte Vorstandschef Roland Busch. Er sprach von einer "Normalisierung der Nachfrage". Siemens nahm die Umsatz- und Gewinnerwartungen für das Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) für die Sparte zurück, die als Aushängeschild gilt.

Im Siemens-Konzern bleibt es gleichwohl bei den Prognosen: ein vergleichbares Umsatzwachstum von neun bis elf Prozent und ein bereinigtes Ergebnis je Aktie von 9,60 bis 9,90 Euro. Die Effekte aus der Beteiligung an Siemens Energy, die die operativen Ergebnisse erneut überschattete, klammert der Konzern nun aber ausdrücklich aus.

Wegen der verschärften Probleme im Windkraft-Geschäft hat die abgespaltene Energietechnik-Sparte im dritten Quartal drei Milliarden Euro Verlust erwirtschaftet. Auf Siemens entfallen davon anteilig 647 Millionen Euro, so dass der Nettogewinn im Konzern mit 1,41 Milliarden Euro etwas hinter den Erwartungen der Analysten zurückblieb. Vor einem Jahr hatte eine milliardenschwere Abschreibung auf die ehemalige Tochter Siemens sogar in die Verlustzone gedrückt. Die Umbuchung eines Teils der Aktien an den eigenen Pensionsfonds im Juni brachte Siemens diesmal immerhin 300 Millionen Euro Gewinn. Der restliche Anteil von 25,1 Prozent an Siemens Energy steht noch mit 2,0 Milliarden Euro in den Büchern. Das ist rund 800 Millionen Euro unter dem Börsenwert.

Im Kerngeschäft machten die Gebäudetechnik-Sparte Smart Infrastructure und die Zug-Sparte Mobility die Schwäche bei Digital Industries wett. Der Auftragseingang schnellte im dritten Quartal um 15 Prozent auf 24,2 Milliarden Euro, vor allem wegen einiger Milliardenaufträge für Züge. Der Umsatz stieg um zehn Prozent auf 18,9 Milliarden Euro, von Siemens befragte Analysten hatten aber mehr erwartet. Das Ergebnis aus dem industriellen Geschäft blieb mit 2,8 (2,9) Milliarden Euro ebenfalls hinter dem Vorjahresniveau und hinter den Prognosen der Analysten zurück. "Wir sind erneut profitabel gewachsen und haben unsere Wettbewerbsstärke in allen unseren Geschäften unter Beweis gestellt", resümierte Vorstandschef Busch.

(Reuters)