Im 2008 hatte der Finanzinvestor zu defensiv gehandelt und die Chance verpasst, die niedrigen Bewertungen als Einstiegsgelegenheit für Deals zu nutzen, sagt Johannes Huth, der Top-Dealmaker des alternativen Asset Managers in Europa. Das will KKR dieses Mal anders machen und ging aufs Ganze, während das Coronavirus die Weltwirtschaft lahmlegte.

"Sehr früh, noch bevor die Märkte Tiefstände erreicht haben, haben wir gesagt, dass wir diese Krise nutzen müssen", sagte Johannes Huth, Europachef bei KKR, bei einem Videogespräch mit Bloomberg. "Wir bemühen uns bewusst, unsere Fehler beim Einsatz von Kapital von 2008/2009 nicht zu wiederholen."

Seit die Coronavirus-Krise die Märkte Anfang März in den Würgegriff nahm, stellte KKR laut von Bloomberg zusammengestellten Daten 12,7 Milliarden Dollar bereit. So aktiv war kein anderes Unternehmen in der Private-Equity-Branche, die in Konjunkturflauten eher vorsichtig agiert.

KKR gab mehr aus als drei seiner grossen Konkurrenten - Silver Lake Management, Apollo Global Management und Blackstone Group - zusammen. Auf Rang zwei beim Deal-Volumen kam Bloomberg-Daten zufolge Silver Lake mit 5,9 Milliarden Dollar.

Schnellschuss-Deals

Als die Massnahmen zur Corona-Eindämmung Mitte März in Kraft traten, handelte das Infrastrukturteam von KKR schnell und kaufte das Abfallwirtschaftsunternehmen Viridor von der Pennon Group. Der 4,2 Milliarden Pfund schwere Deal war der grösste Carve-Out eines börsennotierten britischen Unternehmens seit 2018.

Im Mai vereinbarte KKR den Erwerb der Beauty-Marken Wella und Clairol vom US-amerikanischen Kosmetikunternehmen Coty. Dealvolumen: 4,3 Mrd. Dollar. Die Transaktion umfasste auch eine Investition von 1 Mrd. Dollar in Coty.

KKR ist auch eine von drei Firmen, die für 3 Milliarden Euro die Kontrolle beim spanischen Telekomanbieter Masmovil Ibercom übernehmen wollen. Klappt es, wäre es eine der grössten Privatisierungen in der Pandemie.

Durch den Einsatz von Kapital in einem Abschwung folgt KKR informierten Kreisen zufolge einer Strategie, die während des Absturzes 2008 bereits von renommierten Investoren wie Warren Buffett eingesetzt wurde. Buffett unterstützte Unternehmen wie General Electric und Goldman Sachs zu der Zeit mit Milliarden Dollar. Die Wetten zahlten sich aus, als die Aktienmärkte in einen historischen Bullen-Run eintraten.

Über Buyouts hinaus

KKR hat im November 2019 seinen jüngsten europäischen Private-Equity-Fonds geschlossen - ein 5,8 Milliarden Euro umfassendes Vehikel. Viel grössere Private-Equity-Fonds mit Fokus auf Nordamerika und Asien hat das Unternehmen laut Informationen auf der Webseite 2017 aufgelegt. Die Coronavirus-Krise hat die Finanzierungsmärkte der Welt erstickt. Zusammen mit 58 Milliarden US-Dollar an nicht abgerufenen Verpflichtungen von Investoren hatte dies zur Folge, dass KKR ungewöhnlich hohe eigene Mittel für seine jüngste Einkaufstour einsetzen musste.

"Die Verwerfungen an den Finanzierungsmärkten können ein oder zwei Jahre dauern. Wir finanzieren Geschäfte also sehr konservativ oder vollständig mit Eigenkapital, und wenn die Märkte wieder da sind, refinanzieren wir sie." KKR verwaltet Vermögenswerte von 207 Milliarden Dollar über eine Reihe von Strategien hinweg und nutzt seine vielfältigen Kapitalpools, um sich über kreditfinanzierte Übernahmen hinaus zu diversifizieren.

Im April beschloss das Unternehmen, einen erfolglosen Kreditfonds neu zu starten, um unter der Krise leidende Anleihen und Kredite einzusammeln. Einen Monat später kündigte das Unternehmen an, 1 Milliarde Dollar aus seinem dritten globalen Infrastrukturfonds für den Bau von Datenzentren in Europa einzusetzen. KKR war auch an den Börsen aktiv und beteiligte sich am deutschen Medienunternehmen ProSiebenSat1 und dem Food-Service-Händler US Foods Holding. Weitere Transaktionen beinhalten eine Investition von 1,5 Milliarden Dollar in den indischen Digital-Dienstleister Jio Platforms.

"Was derzeit an den Börsen passiert, spiegelt nicht den aktuellen Wert einiger Unternehmen wider, die wir gut kennen. Daher verfolgen wir die Strategie, in Beteiligungen an einer Reihe von Unternehmen zu investieren", sagte Huth.

Risk on

KKR-Co-Präsident Scott Nuttall sagte im Mai: "Wir befinden uns in der glücklichen Lage, dieses Mal als Unternehmen bereit zu sein, nicht nur auf Verteidigung zu spielen, sondern auch offensiver vorzugehen, und wir haben viel von beidem getan."

Das Unternehmen spreche mehrmals die Woche mit Covid-19-Beauftragten in den Unternehmen, in die es investiert, so Huth. KKR verfüge zudem über separate Teams, um die verfügbare staatliche Unterstützung und potenzielle Probleme bei der Rückzahlung von Schulden zu verfolgen. Diese ermögliche mutige Geschäfte.

"Wir werden weiterhin in diesem Umfeld investieren", sagte Huth. "Man muss dieses Risiko eingehen, aber genau dafür geben uns unsere Investoren ja auch Geld."

(Bloomberg)