Der Dollar erlebt einen aussergewöhnlichen Höhenflug. 2024 verzeichnete er gegenüber anderen Währungen den grössten Jahresanstieg seit 2015. Grund dafür war primär der Sieg Donald Trumps bei den US-Präsidentschaftswahlen und robuste US-Wirtschaftsdaten. Besonders die von Trump in Aussicht gestellten Importzölle in die USA, die damit erwartete höhere Inflation und als Folge eine geringere Anzahl Zinssenkungen der US-Notenbank Fed beflügeln den «Greenback».

«Der Dollar ist wirklich hoch», stellte der US-Ökonom Kenneth Rogoff an einem Podium am World Economic Forum in Davos fest. Für Rogoff, seit 1999 Professor an der Harvard University, ist die in Aussicht gestellte Zollpolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump hauptverantwortlich für den Dollar-Höhenflug, zusammen mit der robusten US-Wirtschaft und dem Arbeitsmarkt.

Der Dollar habe in den letzten Dekaden nur in den Jahren 2002 und 1985 fester notiert als heute, so Rogoff weiter.  «Die US-Zölle sind im Dollar nun bereits eingepreist», sagte er mit Blick auf die Devisenentwicklung der letzten Monate. Noch nicht eingepreist seien aber mögliche Gegenreaktionen von betroffenen Ländern.

Indirekt gibt Rogoff damit zum Ausdruck, dass sich die US-Währung derzeit auf dünnem Eis bewegt. Das zeigte sich bereits bei der Antrittsrede von Donald Trump am Montag. Der neue US-Präsident verzichtete an seinem ersten Tag im Amt auf die Verhängung von China-spezifischen Zölle. Der Dollar-Index fiel in der Folge 1,3 Prozent.

Womöglich wiederholt sich die (Devisen-)Geschichte von 2016, als Donald Trump seine erste Präsidentschaft antrat. Damals stieg der handelsgewichtete Kurs des Dollars innert kurzer Zeit um 10 Prozent an - wobei die Fed, anders als heute, einen Zinserhöhungszyklus startete. Vor allem im 2017 gab der Dollar seine Kursgewinne aber wieder ab, weil die US-Wirtschaft Schwäche zeigte - und obwohl die Fed die Leitzinsen weiter anhob.

Wirtschaftsprofessor Raghuram Rajan, ex-Chef der indischen Zentralbank, glaubt indes nicht an baldige und deutliche Verluste des Dollars, wie er am selben WEF-Podium erklärte. «Wir sehen einen enormen Geldfluss in die USA», sagte Rajan und erinnerte daran, dass die US-Aktienmärkte 65 Prozent der Marktkapitalisierung aller börsenkotierterter Unternehmen weltweit vereinnahmen. Und mit Blick auf den wirtschaftlichen Zustand anderer Währungsräume wie Europa oder Japan gebe es keine Alternative punkto festverzinslicher Investments als den Dollarraum, so Rajan.

Daniel Hügli
Daniel HügliMehr erfahren