Nachdem der Derivate-Spezialist Mitte Dezember seine Gewinnprognose wegen einer Finma-Strafe gesenkt hatte, erwarten Analysten von den Zahlen keine grossen Überraschungen mehr.
Der Umsatz des Geschäftsjahres 2024 wird gemäss Analystenschätzungen 245,7 Millionen Franken betragen, nach 260 Millionen Franken im Vorjahr. Der Reingewinn dürfte auf 6,7 von 20,6 Millionen geschrumpft sein. Zudem wird den Anlegern voraussichtlich eine von 1,00 auf 0,29 Franken gekürzte Dividende zufliessen.
Daher werden vor allem Aussagen zum laufenden Geschäftsjahr 2025 im Fokus stehen. Dabei erwarten Analysten auch nähere Aussagen dazu, welche Massnahmen Leonteq ergreifen will, um Verstösse gegen die Finma-Vorschriften in Zukunft zu vermeiden. Auch erwarten Analysten weitere Details zu den Plänen, um Leonteq wieder profitabler zu machen.
Den Experten zufolge könnte Leonteq auch bereits Nachfolger für den scheidenden CEO und Firmengründer Lukas Ruflin ernennen.
Finma: Gewinneinzug in Millionenhöhe
Ende 2024 hat die Ratingagentur Fitch das langfristige Emittentenausfall-Rating (IDR) von Leonteq auf «BBB» bestätigt, jedoch den Ausblick auf «negativ» von «stabil» gesenkt. Die Revision des Ausblicks lag vor allem im Rückgang der Profitabilität nach der aktualisierten Gewinnprognose für 2024 begründet.
Mitte Dezember gab die Finanzmarktaufsicht Finma bekannt, dass sie ein Enforcementverfahren gegen Leonteq abgeschlossen hatte. Sie sprach eine Gewinneinziehung bei Leonteq in der Höhe von 9,3 Millionen Franken aus.
Zudem dürfe das Unternehmen nur noch mit ausländischen Distributoren zusammenarbeiten, die einer mit der Schweiz vergleichbaren Regulierung unterstehen.
Der Fall kam 2022 nach einem Medienbericht ins Rollen, und die Finma leitete eine Untersuchung ein. Diese habe schliesslich gezeigt, dass Leonteq ihre Distributionskette unzureichend überwacht habe und Teile mit zweifelhaften, unregulierten Distributoren zusammengearbeitet habe.
Die Finma räumt dabei ein, dass Leonteq in den vergangenen Jahren bereits selbst umfangreiche Massnahmen bei Organisation und Prozessen ergriffen habe und unter anderem die Compliance sowie Distributionskontrollen ausgebaut und verdächtigen Distributoren gekündigt habe.
Mitte Oktober startete Leonteq eine Kooperation mit der Zürcher Privatbank Bergos für die Herstellung und den Vertrieb von strukturierten Produkten. Im Rahmen der Partnerschaft wird Bergos die Technologieplattform von Leonteq nutzen, um eigene strukturierte Produkte zu bewerten und zu handeln.
Eine weitere Partnerschaft wurde im September mit der Saxo Bank geschlossen. Dabei werde Saxo neu als sogenannter Sponsor im Rahmen eines von Leonteq entwickelten, standardisierten White-Labelling-Emissionsmodells auftreten.
Mit der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen hat Leonteq den Rückzug von Firmenchef und Mitgründer Lukas Ruflin bekannt gegeben. Er wolle in den Verwaltungsrat wechseln. Mit der Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin werde sich das Unternehmen die nötige Zeit nehmen, hiess es damals.
Aktienkurs fällt seit Langem
Seit fast drei Jahren geht es mit den Papieren von Leonteq stetig abwärts. Allein im Jahr 2024 büssten sie über 40 Prozent an Wert ein.
Einen weiteren starken Rücksetzer gab es mit Verkündung der Finma-Strafe und der tieferen Gewinnerwartung. Einige Analysten haben seitdem ihre Kursziele auch deutlich gestutzt. Im laufenden Jahr bewegten sich die Titel in einem ansonsten sehr positiven Markt tendenziell seitwärts.
Aktuell steht die Aktie bei 19,80 Franken. Der Analystenkonsens sieht sie in den kommenden zwölf Monaten auf 21 Franken steigen. Daraus ergibt sich auf Aufwärtspotenzial von 6 Prozent. Drei von vier Analysten stufen Leonteq mit «Halten» ein, einer spricht eine Kaufempfehlung aus.
(AWP)