"Vom solchen Plänen ist nichts bekannt", sagte am Montagabend eine mit den Vorgängen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Zuvor hatte die Agentur Bloomberg unter Berufung auf nicht näher genannte Personen berichtet, Scholz habe sich am Rande des EU-Gipfels vorige Woche in Prag offen für eine gemeinsame Schuldenaufnahme gezeigt. Damit habe Scholz auf Kritik von EU-Staaten am deutschen 200 Milliarden Euro schweren Schutz-Schirm gegen hohe Energiepreise reagiert, hiess es.
Investoren reagierten am Montagnachmittag offenbar auf den Bericht und warfen deutsche Staatsanleihen aus ihren Depots. Die Rendite der zehnjährigen Bundespapiere kletterte um fünfzehn Basispunkte auf 2,346 Prozent und markierte zwischenzeitlich ein neues Elf-Jahres-Hoch. Italienische Anleihen wurden hingegen eingekauft, was die Rendite um 2,5 Basispunkte auf 4,67 Prozent drückte. "Peripherieanleihen würden am meisten von solchen Massnahmen profitieren, die ein geringeres Anleiheangebot beinhalten würden und dank der gemeinsamen Anstrengung der EU zu niedrigeren Renditen führen würden", sagte Zinsstratege Antoine Bouvet von ING.
Scholz hatte am vergangenen Freitag beim EU-Gipfel in Prag vorgeschlagen, die nicht genutzten Mittel aus dem in der Corona-Pandemie geschaffenen europäischen Recovery Fonds auch für die Bekämpfung der Energiekrise zu nutzen. Es gebe 600 Milliarden Euro, die noch nicht verplant und eingesetzt seien. Zusammen mit den zusätzlichen nationalen Programmen sei dies eine sehr schlagkräftige Summe.
(Reuters)