Aktionäre des im Strommarkt beheimateten Zuger Industrieunternehmens Landis+Gyr haben im Corona-Jahr 2020 eine Achterbahnfahrt erlebt: Hatten die Aktien Anfang Jahr noch auf einem Rekordstand gehandelt, brachen diese bis Mitte März um 45 Prozent ein. Wer damals den Mut packte und zukaufte, hat zwar kurzzeitige Kursanstiege erlebt - doch der aktuelle Jahrestiefststand wurde erst Ende September erreicht.
Performance der Landis+Gyr-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).
Der Kursanstieg seit Ende Oktober führt nun zu einem Niveau, das immer noch deutlich unter dem Vorkrisenstand liegt. Um die Kurse vom Januar zu erreichen, müssten die Aktien nochmals um über 50 Prozent steigen.
Doch ist dies in naher Zukunft realistisch? Grundsätzlich hat Landis+Gyr im Markt für intelligente Stromzähler, Sensoren und Automatisierungstechnik für das Verteilnetz eine starke Marktposition inne. Zudem ist das Unternehmen finanziell sehr solide aufgestellt: Die Eigenkapitalquote beträgt knapp 65 Prozent und der operative freie Cashflow konnte zuletzt gesteigert werden.
Landis+Gyr mit grossem Amerika-Exposure
Dem entgegengesetzt ist einerseits der erstaunlich schwache Geschäftsgang in der Corona-Krise: Der Anbieter von Energie-Management-Lösungen verzeichnete im ersten Semester (April bis September) des laufenden Geschäftsjahres 2020/21 wegen der Coronakrise einen massiven Umsatzeinbruch - der Umsatz ging währungsbereinigt um 27,1 Prozent zurück. Zudem hat Landis+Gyr wegen Restrukturierungskosten einen Verlust erlitten.
Grund für die Underperformance beim Umsatz ist, dass Energieversorger ihre Pläne für die Ausrüstung der Energieinfrastruktur in diversen Staaten Corona-bedingt verschoben haben. Für den Blick in die Zukunft verheisst dies aber, dass ein Nachholbedarf besteht, der Landis+Gyr zugutekommen sollte.
Andererseits ist das Zuger Unternehmen stark gegenüber der Absatzregion Amerika exponiert. Rund die Hälfte ihrer Erlöse werden dort erzielt. Zudem investiert auch die Konkurrenz viel in innovative Produkte aus dem Smart-Grid-Bereich. In den USA ist etwa der ebenfalls börsenkotierte Konkurrent Itron, dessen Aktien dieses Jahr nur 4 Prozent nachgegeben haben, in den Bereich "Internet of Things" vorgestossen. Grössere Konkurrenz minimiert die schlussendlich die Gewinnmarge.
Die wirtschaftliche Erholung wird dazu beitragen, dass sich der Geschäftsgang im zweiten Semester besser entwickeln wird. Teil dieser Erwartungshaltung ist jedoch vermutlich schon im kürzlichen Kursrally enthalten. Anleger sollten daher bei Engagement bei Landis+Gyr Vorsicht walten lassen und lieber den Investorentag im Januar 2021 abwarten. Dort wird die zukünftige Dividendenpolitik präsentiert, und man erfährt hoffentlich etwas mehr zum Ausblick auf 2021.