Die Ukraine fordert mit immer mehr Nachdruck von ihren westlichen Unterstützern Kampfjets. Es folgen einige Aspekte der Debatte:

Welche Flugzeuge fordert die Ukraine?

Die Ukraine hat ihre Verbündeten um die Bereitstellung moderner Kampfjets gebeten, um ihre zunehmend veraltete Flotte sowjetischer Flugzeuge zu ersetzen. Die in den USA hergestellte F-16 steht weit oben auf der Wunschliste. Die Ukraine interessiert sich aber auch für den schwedischen Gripen, ebenso wie für den Eurofighter Typhoon. Kiew erhofft sich durch die Jets erhebliche Vorteile im Krieg gegen Russland. Solche Flugzeuge würden "den Himmel dicht machen" für russische Angriffe, hat Präsidentenberater Mychajlo Podoljak erklärt. Die ukrainische Luftwaffe ist nach Angaben eines Sprechers überzeugt, mithilfe der Jets ließe sich "praktisch jedes Ziel" zu Luft und Boden zerstören.

Die Frage der Einsetzbarkeit

Nachdem die Ukraine unlängst ihr Anliegen vorgetragen hat, Eurofighter Typhoons zu bekommen, hat Großbritannien jedoch erklärt, dass es Jahre dauern würde, bis ukrainische Piloten lernen, wie man die Jets fliegt. Zugesagt haben die Briten keine ihrer Jets. Nach Angaben von Verteidigungsminister Ben Wallace müsste zudem ohnehin vor einer Lieferung erst auch die Zustimmung der anderen Länder vorliegen, die den Eurofighter bauen: Deutschland, Italien und Spanien.

In einem ersten Schritt hat die britische Regierung aber grünes Licht gegeben, um im Frühjahr mit der Ausbildung von ukrainischen Piloten zu beginnen. Das allein reicht jedoch nicht, wie Wallace gegenüber der BBC mit einem Formel-1-Vergleich veranschaulicht: "Ohne Boxencrew kann ein Rennwagen eigentlich nicht starten - und er kann ganz sicher nicht mehr als ein paar Runden durchhalten." Bei hochentwickelten Waffen wie Kampfjets brauche man auch eine Boxencrew. Das sei zu berücksichtigen.

Jedes Kampfflugzeugmodell hat zudem besondere Anforderungen und ist auf bestimmte Einsatzbereiche zugeschnitten. Typhoons etwa müssten niedrig fliegen, um der russischen Luftabwehr auszuweichen, analysiert Justin Bronk von der Denkfabrik RUSI. Sie seien jedoch für Flüge in großer Höhe optimiert. Die Lieferung von Typhoons an die Ukraine wäre daher vor allem eine "sehr teure symbolische Geste".

Wie stehen einzelne Länder zur Jet-Frage?

Die USA und Frankreich haben nicht ausgeschlossen, Kampfjets zur Verfügung zu stellen. Deutschland hingegen schon. Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson wiederum schloss eine Lieferung von Kampfjets nicht aus. Er dämpfte jedoch die Erwartungen: Stockholm habe das Thema derzeit nicht auf der Agenda. Polen hat erklärt, es wolle eine solche Entscheidung nicht allein treffen. Die Nato müsse hier als Gruppe handeln. Die Slowakei hat sich bereiterklärt, Kiew elf MiGs zur Erweiterung der bestehenden ukrainischen Kampfjetflotte zu liefern.

(Reuters)