Über der Stadt Dschabalia, in der sich auch das grösste Flüchtlingslager des Gazastreifens befindet, hing am Samstag dichter Rauch. Bewohner berichteten von anhaltenden Luftangriffen und Beschuss durch Panzer, die weiter in die Stadt vorgedrungen sein sollen. Die Al-Kassam-Brigaden bestätigten die Kämpfe und gaben an, fünf Panzer abgeschossen zu haben. Im Süden Israels ertönten Sirenen, die vor möglichen Raketenangriffen aus dem Gazastreifen warnten.

Die von Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen teilte mit, seit Ausbruch des Krieges seien fast 20.000 Menschen getötet worden. Tausende Leichen würden unter Trümmern vermutet. Fast alle der 2,3 Millionen Einwohner des Gazastreifens wurden aus ihren Wohnungen und Häusern vertrieben. Nach israelischen Angaben sind seit dem Beginn der Bodenoffensive 140 israelische Soldaten gefallen. Hamas-Kämpfer hatten am 7. Oktober das Grenzgebiet überfallen, 1200 Menschen massakriert, 240 Geiseln verschleppt und damit die israelische Offensive ausgelöst.

Die israelischen Streitkräfte teilten mit, die Luftwaffe habe ein Gebäude in der Gegend von Issa in Gaza-Stadt angegriffen, das als Hauptquartier der Hamas im Norden des Gazastreifens diente. Die Armee veröffentlichte auch ein Video, das angeblich Hamas-Tunnel in der Gegend von Issa zeigt.

Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete, dass bei einem Luftangriff auf ein Haus in Nusseirat im Zentrum des Gazastreifens mindestens 18 Palästinenser getötet und Dutzende weitere verwundet worden seien. Reuters konnte die Angaben beider Seiten nicht verifizieren.

Bereits am Freitag hatte ein israelischer Militärsprecher erklärt, die Streitkräfte hätten den nördlichen Gazastreifen fast vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Sie bereiteten sich nun darauf vor, die Bodenoffensive auszuweiten, der Schwerpunkt liege auf dem Süden.

Am Freitagabend hatte der UN-Sicherheitsrat nach tagelangem Verhandlungen eine Resolution verabschiedet, in der sichere und ungehinderte humanitären Hilfen für den Gazastreifen und Bedingungen für eine Einstellung« der Kämpfe gefordert werden. Sowohl Israel als auch Hamas kritisierten die Resolution. Israels UN-Botschafter Gilad Erdan bemängelte, der Sicherheitsrat hätte sich mehr auf die Befreiung der Geiseln konzentrieren sollen. Zudem lasse Israel »Hilfslieferungen im erforderlichen Umfang" bereits zu. Die Hamas bezeichnete die Resolution als unzureichend und forderte erneut, Israel müsse seine Angriffe einstellen.

(Reuters)