Der umstrittene Gründer der amerikanischen Sicherheitsfirma Blackwater, Erik Prince, sagte zum Jahresende in einem Interview in der «Sean Spicer Show», dass der designierte Präsident Donald Trump bereits in seiner ersten Amtszeit einem bahnbrechenden Abkommen mit Dänemark über die Übernahme Grönlands nahe war. «Beim letzten Mal waren sie fast bereit, den Deal zu machen», erklärte Prince - ohne dies genauer zu spezifizieren.
Der Kommentar kommt zu einem Zeitpunkt, wo Trump seine Forderungen nach der Übernahme der arktischen Landmasse verstärkt und ihre strategischen, militärischen und wirtschaftlichen Vorteile betont. Der Deal hätte eine 50:50-Teilung des Profits aus den Rohstofferträgen vorgesehen, so der Gründer von Blackwater. Die USA hätten in diesem Fall die Kosten übernommen. Polizei, Sicherheit und Verwaltung Grönlands kosten Dänemark jährlich Dutzende Milliarden Dollar. Die USA würden die Einnahmen aus jeder Bergbau- oder Energieentwicklung gemeinsam mit Dänemark teilen, erläuterte Prince. «Ich denke, es ist ein gutes Geschäft für Dänemark und ein gutes Geschäft für die Vereinigten Staaten.»
Auf die Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines jetzigen Abschlusses sei, sagte Prince: «Über 50 Prozent. Denken Sie daran, der Kauf von Alaska wurde als eine Verrücktheit abgetan und es stellte sich später als absolut brillanter Kauf heraus. Der Wert belief sich auf zwei oder drei Cents pro Acre». Die angloamerikanische Masseinheit zur Flächenbestimmung von Grundstücken entspricht circa 0,4 Hektaren. «Sie können sich vorstellen, wo die Vereinigten Staaten ohne Alaska wären. Vielleicht werden wir in fünf oder zehn Jahren zurückblicken und fragen, wo wir ohne Grönland wären?», erklärte Prince im Interview weiter.
Ob die von Prince gemachten Aussagen den Tatsachen entsprechen, kann nicht durch eine unabhängige Quelle bestätigt werden.
Grönland hofft auf Vorteile durch Trumps Vorstoss
Die Nachrichtenagentur Bloomberg schreibt, Trumps erster Anlauf auf das arktische Territorium könne mehr oder weniger als ein Witz abgetan werden. Allerdings könnte das Timing des designierten Präsidenten dieses Mal besser sein. Die Grönländer verstärken ihren Vorstoss für die Unabhängigkeit von Dänemark. Innerhalb der nächsten drei Monate werden Parlamentswahlen abgehalten. Das gibt Grönland die Möglichkeit, die USA und Dänemark gegeneinander auszuspielen – eine Dynamik, die es letztlich als Sieger hervorgehen lassen könnte.
Die Insel liegt nördlich zwischen den USA und Europa und beherbergt einen amerikanischen Militärstützpunkt, der den Weltraum überwacht und Raketenbedrohungen erkennt. Ausserdem verfügt Grönland über grosse Reserven an Gold, Diamanten, Uran und seltenen Erden, die in elektronischen Geräten verwendet werden.
Es wird auch erwartet, dass die Insel in den kommenden Jahrzehnten ein wichtiger Teil der globalen Schifffahrtsrouten sein wird. Grönlands neue internationale Bedeutung trägt dazu bei, seine Unabhängigkeitsbewegung voranzutreiben, die parallel zur Abneigung gegenüber Dänemark gewachsen ist.
Die bevorstehenden Wahlen bieten Grönland die Gelegenheit, diese Beziehungen neu zu bewerten, wobei die Unabhängigkeit wahrscheinlich im Mittelpunkt stehen wird. Unter der aktuellen Regierungsstruktur des Territoriums, die 2009 eingeführt wurde, kontrolliert Grönland innenpolitische Angelegenheiten wie Bildung, Gesundheitsversorgung und Justiz, während es Angelegenheiten der Aussen-, Währungs-, Sicherheits- und Verfassungspolitik an Dänemark abtritt.
Der grönländische Ministerpräsident Mute B. Egede, der für eine Wiederwahl kandidiert, forderte Grönland in einer Rede am Neujahrstag auf, «die Fesseln der Kolonialzeit» abzustreifen. Dies dürfte dem designierten US-Präsidenten nicht entgangen sein.
«Trump profitiert voll und ganz von Grönlands Streben nach Unabhängigkeit», sagt Jacob Kaarsbo, unabhängiger Aussensicherheitsberater und ehemaliger Chefanalyst des dänischen Verteidigungsgeheimdienstes. «Ich kann mir ein Szenario gut vorstellen, in dem Grönland sich nach den bevorstehenden Wahlen von Dänemark abwendet.»
Bessere Wirtschaftsentwicklung erhofft
Das grösste Hindernis für Grönlands Unabhängigkeit ist ein wirtschaftliches. Heute erhält Grönland jährlich 600 Millionen Dollar von Kopenhagen, um unter anderem sein Gesundheits- und Bildungssystem zu finanzieren, die beide für die Bürger kostenlos sind. Im Jahr 2021 wurde die gesamte Wirtschaft der Insel auf rund 2,4 Milliarden Dollar geschätzt. Wenn Grönland seine Unabhängigkeit erklären würde, müsste es neue Partner finden, die es wirtschaftlich unterstützen. Und hier könnte Trump ins Spiel kommen.
«Wenn man die Kontrolle über Grönland haben oder es näher an die USA heranführen will, muss man ihnen mehr Geld anbieten, als sie derzeit von Dänemark an Subventionen erhalten», sagte Peter Viggo Jakobsen, Professor der University of Southern Denmark und Dozent am Royal Danish Defence College. «Falls Trump den Grönländern ein besseres Angebot machen kann, kann ich mir gut vorstellen, dass eine Mehrheit der Bevölkerung die Unabhängigkeit erklären wird.»
Bis jetzt liegt, wie bei vielen Ideen des designierten Präsidenten, noch nichts Konkretes auf dem Tisch.
Ein Ansatzpunkt sind verstärkte Investitionen in den wichtigen Mineraliensektor der Insel, den die USA als entscheidend ansehen, um der chinesischen Dominanz auf dem globalen Markt für Seltene Erden entgegenzuwirken. Das Trump-Übergangsteam führt seit November Gespräche mit Leuten aus dem privaten Sektor über mögliche Geschäftsaussichten in Grönland, so eine mit den Gesprächen vertraute Person. Projekte zum Abbau von Seltenen Erden und ein neues Wasserkraftwerk gehören zu den wichtigsten Projekten, die ins Gespräch gebracht wurden.
Die bisher nicht gemeldeten Diskussionen kommen, nachdem Trump am Dienstag damit gedroht hatte, Dänemark mit Zöllen zu belegen, falls das europäische Land die Kontrolle über Grönland nicht abgibt. Trumps Bemerkungen waren unerwartet und zwangen Trumps Team, schnell einen konstruktiveren Ansatz zu entwickeln.
Bei einer Veranstaltung in Kopenhagen am Donnerstag sagte Egede, Grönland stehe kurz vor einer neuen Zukunft und müsse vereint werden. «Die grönländische Bevölkerung möchte gleich behandelt werden», sagte er, «ob in Dänemark oder anderswo auf der Welt.» Die Machtdynamik scheint sich bereits zu Gunsten Grönlands zu verschieben.
Am Mittwoch, nur einen Tag nachdem Donald Trump Jr. der grönländischen Hauptstadt Nuuk einen überraschenden fünfstündigen Besuch abgestattet hatte, erklärte sich Dänemark bereit, dem Territorium bei der Finanzierung eines neuen Wasserkraftprojekts zu helfen. Und letzten Monat, als Trump sein Interesse an Grönland verkündete, enthüllte die dänische Regierung neue Investitionen zur Verbesserung der arktischen Verteidigung. Dänemarks König Frederik X. änderte auch das königliche Wappen des Landes, um Grönland prominenter darzustellen, und die Regierung hat Schritte unternommen, um das Gebiet weiter in die Commonwealth-Union zu integrieren.
(cash/Bloomberg)