WikiLeaks-Gründer Julian Assange wird sich diese Woche vor einem US-Bezirksgericht des Verstosses gegen das US-Spionagegesetzes schuldig bekennen. Nach Angaben der US-Staatsanwaltschaft könnte Assange im Gegenzug in seine Heimat Australien zurückkehren.

Laut Gerichtsdokumenten hat Julian Assange zugestimmt, sich in einem einzigen Anklagepunkt der Verschwörung zur Beschaffung und Weitergabe von als geheim eingestuften US-Verteidigungsdokumenten schuldig zu bekennen.

Dies geht aus Unterlagen des US-Bezirksgerichts für das US-Aussengebiet Nördliche Marianen hervor. Assange soll dort bei einer Anhörung auf der Insel Saipan am Mittwoch um 9.00 Uhr Ortszeit (1900 EDT/2300 GMT am Dienstag) verurteilt werden. Es ist wahrscheinlich, dass ihm die bereits in englischen Gefängnissen verbüsste Zeit angerechnet wird und er keine neue Haftstrafe antreten muss. Der Anwalt von Assange hat sich bisher noch nicht zu einer Anfrage dazu geäussert.

Assange hat Grossbritannien bereits verlassen 

Laut WikiLeaks hat Julian Assange das Belmarsh-Gefängnis, in dem er inhaftiert war, bereits am Montag verlassen und ist aus Grossbritannien ausgeflogen. Er sei vom britischen High Court auf Kaution freigelassen worden und habe am Montagnachmittag seinen Flug angetreten, teilt Wikileaks im Kurznachrichtendienst X mit.«Dies ist das Ergebnis einer weltweiten Kampagne, die von Basisorganisationen, Aktivisten für die Pressefreiheit, Gesetzgebern und führenden Persönlichkeiten aus dem gesamten politischen Spektrum bis hin zu den Vereinten Nationen reichte», heisst es in der Erklärung. Er werde nach der Anhörung auf Saipan nach Australien fliegen.

Ein von Wikileaks auf X veröffentlichtes Video zeigt den 52-jährigen Australier in blauem Hemd und Jeans, wie er ein Dokument unterschreibt, bevor er ein Privatflugzeug besteigt. Seine Frau Stella Assange schrieb auf X «Julian ist frei». «Worte können unsere immense Dankbarkeit gegenüber Euch - ja Euch - nicht ausdrücken, die alle jahrelang mobilisiert haben, um dies wahr werden zu lassen.»

Allerdings ist noch ungewiss, wie die Zukunft von Assange in Australien aussehen könnte. Weder sein Anwalt noch die australische Regierung haben sich bisher dazu geäussert. Der australische Ministerpräsident Anthony Albanese hatte sich in der Vergangenheit mehrfach für die Freilassung von Assange eingesetzt. Er wollte jedoch nichts zu einem laufenden Verfahren sagen. «Premierminister Albanese hat sich klar geäussert - der Fall von Herrn Assange hat sich zu lange hingezogen und es gibt nichts, was durch seine fortgesetzte Inhaftierung gewonnen werden könnte», sagte ein Regierungssprecher.

Wikileaks veröffnete zahlreiche US-Militärdokumente

WikiLeaks hatte 2010 hunderttausende als geheim eingestufte US-Militärdokumente über Washingtons Kriege in Afghanistan und im Irak sowie zahlreiche diplomatische Dokumente veröffentlicht. Die USA warfen dem Australier daraufhin Geheimnisverrat vor. Zahlreiche Unterstützer sehen Julian Assange dagegen als Journalisten, der mutmassliche Kriegsverbrechen aufgedeckt hat.

Assange wurde 2010 in Grossbritannien zum ersten Mal aufgrund eines schwedischen Haftbefehls wegen des Vorwurfs eines Sexualverbrechens festgenommen. Der Haftbefehl wurde später fallengelassen. Seither stand Assange zeitweise unter Hausarrest, hielt sich sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London auf und wurde seit 2019 im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh festgehalten. Dort heiratete er seine Lebensgefährtin Stella, mit der er zwei Kinder hat. 

(Reuters)