«Die Preise von Vermögenswerten sind einigermassen aufgebläht», sagte Dimon am Mittwoch auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos im CNBC-Interview. «Man braucht ziemlich gute Ergebnisse, um diese Preise zu rechtfertigen, und wir alle hoffen darauf. Eine wachstumsfördernde Strategie dürfte dazu beitragen, aber es gibt auch Negatives, und das kann einen überraschen.«
Die Wall Street hat die Rückkehr von Donald Trump ins Weisse Haus begrüsst, den die Finanzmanager für wirtschaftsfreundlicher und wachstumsorientierter als seinen Vorgänger Joe Biden halten. Dimon hatte nach der Wahl im November gesagt, viele Banker »tanzen auf der Strasse». Das New Yorker Börsenbarometer S&P 500 ist seit der Wahl Trumps um 4,6 Prozent gestiegen.
Den langjährigen CEO von JPMorgan hat es nicht überrascht, dass Trump die US-Präsidentschaftswahlen gewonnen hat. Vergangenes Jahr hatte Dimon auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos erklärt, dass Trump in einigen Fragen «sozusagen Recht» habe.
«Ich habe wirklich nur versucht zu argumentieren, dass man den Wähler respektieren sollte», sagte Dimon am Mittwoch über seine Äusserungen im letzten Jahr. «Wenn man den Wähler in eine Schublade steckt, dann ist das Problem dabei, dass er vielleicht aus ganz anderen Gründen wählt als Sie oder ich oder etwas in der Art. Und ich sehe, warum es da vielleicht Sorgen oder Wut gibt.»
In Bezug auf die Wirtschaft bekräftigte Dimon, dass er mit Blick auf schuldenbasierte Staatsausgaben, das Potenzial hartnäckiger Inflation und die Geopolitik weiterhin vorsichtig sei. Zu den Defiziten fügte er hinzu, Wachstum sei «die einzige wirkliche Lösung», um sie zu reduzieren.
In dem umfassenden Interview ging Dimon auch auf den Milliardär Elon Musk und die Bemühungen der Regierung um mehr Effizienz ein, die er leiten soll. Dimon sagte, er und Musk hätten «einige unserer Differenzen beigelegt» und er wünsche dem Gremium das Beste. «Ich denke, es ist völlig vernünftig, wenn jemand unsere Regierung betrachtet und sagt, dass sie ineffektiv ist», sagte Dimon. «Die Regierung muss rechenschaftspflichtiger sein, sie muss effizienter sein, sie sollte ergebnisorientiert sein.»
Wechsel im Topmanagement
JPMorgan hat letzte Woche, weniger als ein Jahr nach der letzten grossen Umstrukturierung, seine Führungsspitze neu besetzt. Daniel Pinto, der seit etwa drei Jahren Präsident und Chief Operating Officer des Unternehmens ist, wird Ende nächsten Jahres in den Ruhestand gehen. Die langjährige Führungskraft Jenn Piepszak wurde zu Pintos Nachfolgerin als COO ernannt, obwohl sie sich selbst als potenzielle Nachfolgerin von Dimon ausschloss, wenn dieser schließlich in den Ruhestand geht.
Dadurch gerieten drei Führungskräfte ins Rampenlicht: Marianne Lake, die das Verbrauchergeschäft des Unternehmens leitet, sowie die Co-Leiter der Geschäfts- und Investmentbanken Troy Rohrbaugh und Doug Petno. Dimon ist seit fast 20 Jahren CEO von JPMorgan, und die Frage der Nachfolge ist an der Wall Street schon lange ein heisses Thema. Dimon sagte letzte Woche, dass er im Grunde noch ein paar Jahre bleiben wolle. «Daniels Abgang hinterlässt ein Vakuum, aber das ist gut, denn jetzt haben andere Leute dieses Vakuum gefüllt», sagte Dimon am Mittwoch.
In einem separaten Interview mit Bloomberg Television, das am Mittwoch in Davos stattfand, sagte Pinto, dass die Finanzierung von Kleinunternehmen durch Privatkredite Aufmerksamkeit verdiene. Dieser Sektor hat in den letzten Jahren einen Boom erlebt, da Fonds einspringen, um die Lücken zu füllen, die die Banken nach der Finanzkrise 2008 hinterlassen haben.
«Es gibt eine Menge direkter Kredite, die in die kleinere Seite der mittleren Märkte fliessen», sagte Pinto. «Wie sich diese Fonds in einem Abschwung mit kleinen Unternehmen verhalten werden, ist etwas, worüber man sich Gedanken machen und was man im Auge behalten sollte.» Pinto sagte, dass sich die US-Wirtschaft in einer guten Verfassung befinde und schloss sich damit Filippo Gori an, dem Co-Leiter des globalen Bankgeschäfts von JPMorgan und einem weiteren Mitglied des Teams der grössten US-Bank auf dem Weltwirtschaftsforum.
«Es herrscht ein grösseres Gefühl der Euphorie», sagte Gori in einem Interview am Mittwoch. «Die neue Regierung wird als aufgeschlossener in Bezug auf die Regulierung angesehen, und das hat den Markt eindeutig wieder in Schwung gebracht.»
(Bloomberg)