Japans Notenbank hält an ihrer Negativzinspolitik fest, deutet aber zugleich ein nahendes Ende ihres lockeren Kurses an. Zentralbankchef Kazuo Ueda äusserte sich nach der geldpolitischen Sitzung am Dienstag zwar nicht zu Spekulationen, dass die Zinswende bereits im Frühjahr kommen könnte. Allerdings erhöht sich aus seiner Sicht allmählich die Wahrscheinlichkeit, dass die Bank von Japan (BoJ) das Inflationsziel von zwei Prozent nachhaltig erreiche. Ueda verwies auf die zuletzt stetigen Anstiege der Preise im Servicesektor.

Als eine wichtige Voraussetzung für eine geordnete Abkehr von der Nullzins-Politik gilt, dass die Löhne kräftig genug steigen, um die Inflation um das Zwei-Prozent-Ziel herum zu halten. Für Ueda ist es nun wichtig, weitere Hinweise dafür zu erhalten, dass sich ein «positiver Lohn-Inflationszyklus» verstärkt.

In dem Fernostland ist die Inflation zwar seit über einem Jahr höher als die Zielmarke der BoJ von zwei Prozent. Viele Währungshüter haben jedoch betont, dass sie mehr Hinweise sehen wollen, dass der Preisauftrieb durch eine stärkere Inlandsnachfrage angefacht wird und nicht durch externe Faktoren wie teures Öl.

Letzte Zinserhöhung war 2007

Dennoch könnte die Notenbank schon bald das Ruder herumwerfen, zumal Grossunternehmen ihre Bereitschaft zu weiteren Lohnerhöhungen bereits kundgetan haben. Ueda nannte diese Entwicklung «ermutigend». Einer aktuellen Reuters-Umfrage unter Ökonomen zufolge ist April der wahrscheinlichste Zeitpunkt für eine Zinswende. NordLB-Analyst Tobias Basse geht davon aus, dass die Notenbank die Entscheidung noch etwas länger hinauszögern wird: «Die Verantwortlichen für die Geldpolitik im Land der aufgehenden Sonne werden zunächst wohl noch genauer auf die Lohnentwicklung blicken wollen, um dann im Sommer das traditionelle Leitzinsniveau leicht anzuheben.» Hektische Zinsanhebungen dürften aber auch dann ausbleiben.

Die letzte Zinserhöhung in Japan datiert aus dem Jahr 2007. Das Fernostland gilt als gebranntes Kind, da es eine lange Phase durchmachen musste, in der eine Abwärtsspirale aus sinkenden Preisen und Löhnen die Wirtschaft am Boden hielt.

Seit 2016 betreiben die Währungshüter in Tokio eine sogenannte Zinskurven-Steuerung. Dabei streben sie Zielmarken von minus 0,1 Prozent für die kurzfristigen Zinsen und von null Prozent für die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen an.

Notenbankchef Ueda betonte vor der Presse, er könne nicht sagen, wie nahe die BoJ vor dem Ausstieg aus der Negativzinsphase stehe. Er räumte jedoch ein, dass es negative Nebenwirkungen dieser ultra-lockeren Linie gebe.

Die Wirtschaftsaussichten in Japan hatten sich zuletzt eingetrübt. Zwischen Juli und September ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um aufs Jahr hochgerechnet 2,9 Prozent zurück. Dabei schrumpften die Verbraucherausgaben um 0,2 Prozent. Experten machen Kaufkraftverluste für die Konsumschwäche verantwortlich. Am Neujahrstag kam der Schock durch ein schweres Erdbeben hinzu, das den Westen der Hauptinsel Honshu erschütterte. 

(Reuters)