Die mit Abstand stärkste G10-Währung während der Feiertage war der Schweizer Franken. Diese starke und vor allem rasche Frankenaufwertung war für viele auf dem Markt eine Überraschung, schreibt Devisenstratege Francesco Pesole von der ING Bank in einem Kommentar. 

Am zweiten Devisenhandelstag 2024 hat sich der Franken nun gegenüber allen führenden Währungen abgeschwächt. Der Dollar notiert zum Franken am Mittwoch um 13.00 Uhr 0,51 Prozent höher. Der Euro (+0,35 Prozent), das englische Pfund (+0,69 Prozent) und der kanadische Dollar (+0,44 Prozent) steigen ebenfalls zum Franken. Diese Konsolidierung nach dem Ausverkauf während der letzten Woche ist denn auch eine Konsolidierung, die sich gemäss Händlern aufgedrängt hat. 

Bei der letzten geldpolitischen Sitzung der Schweizerischen Nationalbank am 14. Dezember 2023 teilte die SNB mit, dass sie sich nicht mehr auf Devisenverkäufe als Teil ihres geldpolitischen Instrumentariums konzentriere. Dies könnte jedoch eine kürzliche Änderung der Meinung der Nationalbank gewesen sein, wenn man bedenkt, dass sie im dritten Quartal 2023 immer noch Devisen im Wert von 37 Milliarden Franken verkauft hatte, schreibt der Devisenstratege Pesole. «Da die SNB nun prognostiziert, dass die Inflation über den Prognosezeitraum bis Ende 2025 innerhalb der Bandbreite liegen wird und auch eine ausgewogene Risikoeinschätzung zur Inflation vorgenommen hat, bezweifeln wir, dass die SNB mit der Aufwertung des handelsgewichteten Schweizer Frankens um 3 Prozent seit ihrer Dezembersitzung allzu zufrieden sein wird.» Die ING Bank erwartet deshalb von der SNB eher als Devisenkäufer denn als Devisenverkäufer am Markt aufzutreten. Die hiesigen Währungshüter könnte hierbei dazu beitragen, den Euro zum Franken in diesem Monat wieder in den Bereich von 0,95 Franken zu bringen.

Auf der anderen Seite lässt sich der stärkere Dollar zu Jahresbeginn auch auf saisonale Gründe zurückführen. Ein höherer Dollar zu Beginn des Jahres wird oft mit der Rücknahme von Gewinnen aus dem Ausland für anstehende Steuerzahlungen von US-Unternehmen in Verbindung gebracht. Dabei verkaufen US-Unternehmen die Fremdwährungsbestände auf den im Ausland erzielten Gewinnen, die dann in Dollar umgetauscht werden. Diese Dollarkäufe halten meist über den Januar und Februar an, weshalb der Dollar historisch betrachtet in dieser Periode tendenziell zulegt. 

Nicht nur die Devisenstrategen der ING Bank halten das Frankenrally kurzfristig für etwas übertrieben. Die Kollegen bei der UBS teilen diese Meinung und halten in einem Kommentar fest, dass ihnen das Ausmass der Franken-Stärke seit der Fed-Sitzung etwas überzogen erscheint. Aufgrund der relativen Zinsunterschiede kann sich auch die UBS gut vorstellen, dass der Franken sowohl zum Euro als auch Dollar zum Ende des ersten Quartals 2024 tiefer steht. Mittelfristig bleibt der Franken für die UBS aber eine starke Währung und hat das Potenzial, weiter zuzulegen. 

Thomas Daniel Marti
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