Die Aktie von Lonza tritt am Freitag auf der Stelle (+0,09 Prozent) und ist noch mit 426,70 Franken bewertet. Seit Jahresbeginn hat die Aktie des Pharmazulieferer 5,91 Prozent an Wert verloren. Ausschlaggebende war die Verkündung des Abgangs von CEO Pierre-Alain Ruffieux am Montag, was den Aktienkurs abstürzen liess.

Aufgrund der «schwachen Kapitalmarktkommunikation» galt CEO Ruffieux für die ZKB-Analysten als angezählt. Denn Lonza musste im Juli mit einer Gewinnwarnung aufschrecken. Dies nachdem CEO-Ruffieux noch Anfang Mai die Jahresziele bestätigt hatte.

Deshalb sei der Abgang nicht völlig überraschend gekommen. «Wir sehen den Schritt daher grundsätzlich positiv», schreiben die ZKB-Analysten. Den fairen Wert der Aktie sehen sie bei 600 Franken, was ein Aufwärtspotenzial von knapp 40 Prozent impliziert. Damit bewertet die ZKB Lonza leicht tiefer als der Durchschnitt der bei Bloomberg berücksichtigen Analysten, die die Aktie bei 618 Franken sehen.

Was lässt die Experten zuversichtlich stimmen?

1. Der Expansionskurs

Lonza hat in den letzten Jahren in neue Anlagen investiert und seine Kapazitäten vor allem im Biotechbereich hochgefahren. Auch in diesem Jahr will Lonza weiterhin 30 Prozent des Umsatzes reinvestieren, was rund 2 Milliarden Franken wären. Aufgrund der vielen Investitionen, einer starken Kundenbeziehungen und einer umfassenden Entwicklungspipline bewertet die ZKB Lonza mittelfristig als interessantes Investment. Das Unternehmen ist in den letzten acht Jahren stark gewachsen und generiert mit den nun viel höheren Margen nachhaltige Mehrwerte.  

Allerdings schwächelt das so wichtige Geschäft mit Biotech-Firmen. Die Unternehmen halten sich wegen der höheren Finanzierungskosten zurück mit neuen Forschungs- und Entwicklungsprojekten. Aktuell sind nicht alle Anlagen bei Lonza ausgelastet, was die Margen schmelzen lässt.

2. Die Bestätigung der Jahresziele 2023

Am Donnerstag hat Lonza seine Guidance für das laufende Jahr bestätigt. Analysten werten das als gute Nachricht. Das bedeute, dass sich die Situation seit der Gewinnwarnung zum ersten Halbjahr 2023 nicht verschlechtert hat.

Allerdings hat Lonza die Guidance 2024 noch nicht bestätigt. Diese wäre jedoch wichtig, weil sich der Trend ab dem kommenden Jahr deutlich hätte verbessern sollen. Bei der Helvetischen Bank sehen die Analysten deshalb ein gewisses Risiko für Schätzungesrevisionen nach unten – und damit auch für die Kurse. 

3. Der tiefe Kurs

Den Kurshöhepunkt hat Lonza im Herbst 2021 bei 785,40 Franken erreicht. Dass der Aktienwert seit dem gefallen ist, macht die Bewertung anhand des Kursgewinnverhältnisses (KGV) wieder attraktiver. Im laufenden Jahr rechnen Analysten mit einem KGV von 35. In der Pharmabranche gelten KGV zwischen 20 und 40 als günstig. Sollte Lonza seine Guidance für 2024 bestätigen können, wird gar ein KGV von 28 erwartet. Die Bewertung ist damit zwar bloss leicht tiefer als vor einigen Monaten, doch die Gewinnschätzungen dürften dafür heute viel realistischer sein. Ausserdem ist der Verwaltungsrat mit der Performance des Unternehmens offensichtlich nicht zufrieden, weshalb es nun zu diesem abrupten Wechsel an der Spitze kam.

Allerdings besteht die Gefahr, dass es bei Lonza tiefergehende Probleme gibt. Immerhin gab es seit 2019 drei Wechsel auf der CEO-Position.

Fazit

Die 24 von Bloomberg berücksichtigten Analystenprognosen sind grossmehrheitlich davon überzeugt, dass sich der Aktienwert von Lonza in den nächsten 12 Monaten erholen wird. 22 Analysten stufen die Aktie heute als «Kauf» ein, 2 auf «Halten» und 1 «Verkaufen» ein.

Trotz eines «Halten»-Ratings sieht Julius Bär die Lonza-Aktie als überbewertet. «Die Aktien sind trotz des jüngsten Rückgangs noch immer über dem historischen Durchschnitt bewertet, was angesichts der gesenkten Guidance für das Gesamtjahr sowie des CEO-Abgangs und der mangelnden Visibilität kaum zu rechtfertigen ist», schreiben die Analysten. 

Der 17. Oktober wird nun zum Tag der Wahrheit. Dann veranstaltet Lonza seinen Investorentag. Das Management verspricht Updates zu den Investitionen und der künftigen Finanzentwicklung. Bis dahin bleibt eine gewisse Fallhöhe bestehen. Wer jetzt schon vom Geschäftsmodell überzeugt ist und etwas Risiko eingehen will, kann vom aktuell tiefen Kurswert profitieren. Im Schnitt sehen Analysten viel Aufwärtspotenzial, doch Lonza muss sich das Vertrauen am Markt erst wieder zurückgewinnen.