Israelische Kampfjets flogen die heftigsten Bombardements seit fast einem Jahr im Süden des Libanon. Die Hisbollah griff mit Raketen militärische Ziele im Norden Israels an. Das israelische Militär teilte mit, am Samstag rund 290 Ziele getroffen zu haben, darunter Tausende von Raketenwerfern der Hisbollah. Man werde weiterhin Ziele der vom Iran unterstützten Miliz attackieren.

Im Norden Israels und auf den von Israel besetzten Golanhöhen wurden am frühen Sonntag Schulen geschlossen und Versammlungen eingeschränkt. Krankenhäuser wurden in den Kriegsmodus versetzt und angewiesen, Patienten in Schutzräume zu verlegen. Die ganze Nacht hindurch waren Sirenen zu hören. Raketen und Flugkörper wurden aus dem Libanon und dem Irak abgeschossen, die meisten seien von der israelischen Luftabwehr abgefangen worden, teilte das israelische Militär mit. Laut israelischen Medien wurden einige Gebäude von Raketen oder Raketenteilen getroffen. Tote gab es keine.

Die Hisbollah erklärte, sie habe mit Dutzenden Raketen den israelischen Luftwaffenstützpunkt Ramat David ins Visier genommen. Das sei die Antwort auf wiederholte Angriffe Israels auf den Libanon, schrieb sie auf Telegram. Ein Vertreter des Islamischen Widerstands im Irak - einer vom Iran unterstützen Gruppe - erklärte, am frühen Sonntagmorgen Drohnen und andere Flugkörper auf Israel abgefeuert zu haben. Dies sei eine neue Phase der Unterstützung des Libanons.

Auch im Gazastreifen gingen die Bombardierungen weiter. Nach Angaben von palästinensischen Vertretern des Gesundheitswesens wurden bei einem israelischen Luftangriff auf ein Schulgelände in Gaza-Stadt sieben Menschen getötet. Die Menschen hätten dort Zuflucht gesucht. Das israelische Militär teilte mit, die Attacke habe Hamas-Kämpfern gegolten, die vom betroffenen Gelände aus operierten.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte am Sonntag, Israel habe die Hisbollah zuletzt in einem Ausmass getroffen, das man sich nicht hätte vorstellen können. «Wenn die Hisbollah die Botschaft nicht verstanden hat, ich verspreche, sie wird die Botschaft verstehen», erklärte er in einer Mitteilung seines Büros.

Am Freitag hatte Israel bei einem Luftangriff auf einen Vorort von Beirut 16 Hisbollah-Mitglieder getötet, darunter hochrangige Kommandeure wie Ibrahim Akil und Ahmed Wahbi. Insgesamt starben bei der Attacke 37 Menschen, auch drei Kinder und sieben Frauen waren unter den Todesopfern. Israel erklärte, man habe ein Treffen von Akil und Anführern der Elitetruppe Radwan der Hisbollah getroffen und die militärische Befehlskette der Hisbollah fast vollständig zerschlagen.

Israel schliesst Al-Dschasira-Büro in Ramallah

Am frühen Sonntagmorgen stürmten israelische Truppen nach Angaben des katarischen Fernsehsenders Al-Dschasira dessen Büro in Ramallah im Westjordanland. Zudem ordneten sie die Schliessung des Büros für 45 Tage an. Israel werfe dem Sender Anstiftung und Unterstützung von Terrorismus vor, sagte Al-Dschasira-Bürochef Walid Al-Omari. Der israelische Informationsminister Schlomo Karhi bestätigte die Schliessung und nannte Al-Dschasira «das Sprachrohr» der Hamas und der Hisbollah.

Der palästinensische Journalistenverband verurteilte die Schliessung des Büros scharf. Die militärische Anordnung Israels sei willkürlich und eine neuerliche Beeinträchtigung der journalistischen Arbeit, die Verbrechen gegen das palästinensische Volk aufdecke.

(Reuters)