Auf die Explosion Tausender Funkempfänger und Walkie-Talkies im Libanon am Dienstag und Mittwoch folgten in der Nacht zum Donnerstag israelische Luft- und Artillerieangriffe. Dabei wurden nach Angaben des israelischen Militärs mehrere Hisbollah-Stellungen im Süden des Libanon getroffen, darunter auch ein Waffenlager der Islamisten. In Israel wiederum wurden unbestätigten Medienberichten zufolge mehrere Zivilisten durch Panzerabwehr-Raketen-Beschuss aus dem Libanon verletzt.

Der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet und die Polizei teilten zudem mit, dass sie vom Iran unterstützte Anschlagspläne durchkreuzt hätten. Sie meldeten die Festnahme eines israelischen Geschäftsmanns im vergangenen Monat wegen mutmasslicher Verwicklung in das Komplott. Er soll Verbindungen in die Türkei haben und den Angaben zufolge bei mindestens zwei Treffen im Iran dabei gewesen sein, bei denen es um mögliche Attentate auf Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Verteidigungsminister Joaw Gallant oder den Leiter des israelischen Inlandsgeheimdienstes gegangen sei.

Schin Bet wertete die Festnahme als Beleg für Bemühungen des Iran, durch die Rekrutierung von Israelis an geheime Informationen zu gelangen und terroristische Aktionen in Israel auszuführen.

Neue Kriegs-Phase

Vom Iran lang zunächst keine Stellungnahme vor. Das Land ist einer der Erzfeinde Israels und unterstützt unter anderem die Hisbollah und die radikalislamische Hamas, gegen die Israel als Reaktion auf ein Massaker der palästinensischen Gruppe am 7. Oktober seit knapp einem Jahr im Gazastreifen Krieg führt. Unmittelbar nach Beginn des Krieges nahmen auch die Feindseligkeiten an der nördlichen Grenze Israels zum Libanon erheblich zu. Aus Solidarität mit der Hamas began die Hisbollah, Israel verstärkt mit Raketen zu beschiessen. Seitdem liefern sich beide Seite nahezu tägliche Schusswechsel. Zehntausende Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen in der Gegend aus Sicherheitsgründen verlassen. Am Mittwoch feuerte die Hisbollah nach Angaben des israelischen Militärs rund 20 Geschosse auf Israel. Die meisten davon seien abgefangen worden, es habe keine Verletzten gegeben.

Die Kampfhandlungen an der Grenze schüren Sorgen, dass sich der Gaza-Konflikt zu einem regionalen Flächenbrand ausweiten könnte. Verstärkt wurden diese Bedenken in dieser Woche, nachdem im Libanon am Dienstag zunächst Tausende sogenannte Pager explodierten und am folgenden Tag noch einmal Hunderte Walkie-Talkies. Dabei kamen offiziellen Angaben zufolge mehrere Menschen ums Leben, Tausende wurden verletzt.

In libanesischen Sicherheitskreisen wird der israelische Geheimdienst Mossad für die Vorfälle verantwortlich gemacht. Von israelischer Seite liegt bislang keine offizielle Stellungnahme dazu vor. Verteidigungsminister Joaw Gallant erklärte aber am Mittwoch, der Krieg trete in eine neue Phase ein, weshalb mehr militärische Einheiten nun an die nördliche Grenze verlegt würden. Nach Angaben israelischer Beamter zählt dazu eine Fallschirmspringer-Division, die bereits im Gaza-Krieg im Einsatz gewesen sei.

(Reuters)