Sie seien am Samstag aus zwei verschiedenen Anwesen in der Gegend von Al-Nuseirat im Zentrum des Küstengebiets gerettet worden. Es handle sich um drei Männer und eine Frau im Alter von 21 bis 40 Jahren. Sie seien gesund, würden aber im Krankenhaus untersucht. Bei der gewaltsamen Befreiung kamen nach palästinensischen Angaben mindestens 93 Palästinenser ums Leben.

Aufgrund der Geiselbefreiung verschob Minister Benny Gantz nach Angaben seiner Sprecher eine Rede, in der er Beobachtern zufolge seinen Rückzug aus dem Kriegskabinett von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklären könnte. Netanjahu erklärte, Israel werde sich dem «Terrorismus» nicht beugen und seinen Einsatz zur Befreiung sämtlicher von der Hamas entführter Geiseln fortsetzen und auch die Toten nach Israel zurückholen.

An dem Sondereinsatz zur Befreiung der Geiseln seien Hunderte Soldaten beteiligt gewesen, erklärte das Militär. Die Befreier seien beschossen worden, als sie die Geiseln aus einem Wohngebiet gerettet hätten. Dort seien die Geiseln von bewaffneten Bewachern gefangen gehalten worden. Das israelische Militär habe das Feuer erwidert, unter anderem mit Luftangriffen.

Die von der Hamas geleitete Gesundheitsbehörde in Gaza erklärte, bei israelischen Angriffen auf Al-Nuseirat und andere Gebiete im zentralen Gazastreifen seien zahlreiche Palästinenser getötet worden. Dutzende Verletzte seien ins Krankenhaus der Al-Aksa-Märtyrer gebracht worden, eines der wenigen noch in Betrieb befindlichen Krankenhäuser im Gazastreifen.

Befreite Geiseln waren auf dem Nova-Musikfestival

Die befreiten Geiseln seien auf dem Nova-Musikfestival gewesen, als von der radikal-islamischen Hamas angeführte Extremisten am 7. Oktober im Süden Israels ein Massaker anrichteten und mehr als 250 Menschen verschleppt hatten, teilte das israelische Militär mit.

Der Überfall, bei dem nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet wurden, war der Auslöser für Israels Krieg gegen die Hamas, bei dem auf palästinensischer Seite nach Angaben der Behörden im Gazastreifen bislang mehr als 36'800 Menschen getötet wurden. Nach Angaben Israels befinden sich acht Monate nach Beginn des Kriegs immer noch etwa 116 der verschleppten Geiseln im Gazastreifen, wobei 40 von ihnen offiziell bereits für tot erklärt wurden.

Ex-Verteidigungsminister Gantz hatte für Samstag eine Rede angekündigt, in der er nach Ansicht von Beobachtern seinen Rückzug aus dem Kriegskabinett von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklären könnte. Der Oppositionelle Gantz gilt als wichtiger politischer Rivale Netanjahus. Dieser könnte in diesem Fall zwar immer noch auf die Parlamentsmehrheit seiner Koalition zählen, wäre dann aber noch stärker auf seine rechtsgerichteten Partner angewiesen.

Gantz hatte Netanjahu im Mai aufgefordert, bis zum 08. Juni einen Plan für Israels Vorgehen nach einem Ende des Gazakriegs vorzulegen. Anderenfalls werde sich seine zentristische Partei aus der Notstandsregierung zurückziehen. Die Sprecher von Gantz haben sich nicht zum Inhalt seiner geplanten Rede geäussert. Politische Kommentatoren israelischer Zeitungen erwarten einen Rücktritt des Ministers. (Reuters)