Unter dem Titel «Rettung des Abkommens mitten in einer Kriegskrise» berichtete die Tageszeitung «Shargh» am Sonntag unter Berufung auf informierte Quellen, dass die iranische UN-Mission in New York Gespräche koordiniere. Laut «Shargh» soll auch nicht mehr der iranische Vizeaussenminister Ali Bagheri die Verhandlungen führen, sondern Irans UN-Botschafter Amir Saeid Irawani.

Irans Aussenminister Hussein Amirabdollahian bestätigte am Samstag, dass während seines Aufenthalts in New York auch Gespräche über das Atomabkommen geführt worden seien. Er gab jedoch keine weiteren Details bekannt, auch nicht, ob die Gespräche mit Vertretern der USA geführt wurden oder nicht. Er sagte jedoch, dass der Iran an einer «diplomatischen Lösung» der Konflikte in Nahost interessiert sei.

Aus Sicht von Kommentatoren will die Führung in Teheran den jüngsten Militärkonflikt mit Erzfeind Israel als Druckmittel nutzen, um das Wiener Atomabkommen von 2015 wiederzubeleben. Demnach soll es für eine vom Westen geforderte Deeskalation im Gegenzug neue Atomverhandlungen geben. Deren Ziel sei es, die für den Iran lähmenden Sanktionen aufzuheben. Auch der geplante Teheran-Besuch des Chefs der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, wird im gleichen Zusammenhang eingeordnet.

Israel hatte Medienberichten zufolge am Freitag einen Vergeltungsanschlag auf den Iran ausgeführt. In der Isfahan-Proamvinz befindet sich nicht nur die Atomanlage Natans, wo der Iran Uran anreichert, sondern auch der Luftwaffenstützpunkt Shahid Babaei. Die britischen BBC berichtete auf der Basis von ausgewerteten Satellitenbildern, dass bei dem Angriff ein zentraler Teil des S-300-Luftverteidigungssystems auf dem Stützpunkt getroffen worden sei. Ein iranischer Armeesprecher hatte diesbezügliche Berichte dementiert und gesagt, dass es weder an der Atomanlage noch auf dem Luftwaffenstützpunkt irgendwelche Schäden gegeben habe.

Israels begrenzter Militärschlag folgte einem Angriff des Irans auf Israel mit mehr als 300 Drohnen und Raketen am 13. April. Dem war der Tod von zwei iranischen Generälen bei einem Angriff auf ein Gebäude der Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus vorausgegangen. Dieser Angriff wurde Israel zugeschrieben. Es ist eine langjährige Praxis Israels, sich nicht öffentlich zu Berichten über Auslandseinsätze zu äussern.

Nach dem Wiener Atomdeal von 2015 und Aufhebung der Sanktionen ging es mit der angeschlagenen iranischen Wirtschaft kurzfristig wieder aufwärts. Besonders der Ölexport, Haupteinnahmequelle des Landes, lief wieder relativ normal. Aber seit dem Ausstieg der USA aus dem Deal 2018 - damals unter Präsident Donald Trump - und der Verhängung neuer Sanktionen, steckt das eigentlich ölreiche Land in der schlimmsten Finanzkrise seiner Geschichte. Die nationale Währung Rial hat seitdem mehr als 60 Prozent an Wert verloren.

(AWP)