Nein, von einer Krise könne man jetzt nicht wirklich sprechen, sagt Jamil Baz im Video-Interview, das cash mit dem Leiter "Client Solutions and Analytics" beim US-Obligationenspezialisten Pimco in Frankfurt führte. Auch habe die Nachfrage nach Absicherungsinstrumenten bei Anlegern nach der Marktkorrektur nun allmählich nachgelassen.
Nach dem überfallartigen Börsenrückgang Anfang Februar erholen sich die Märkte nun Schritt für Schritt. Anleger nutzen die gefallenen Kurse bei Aktien wieder für Einstiege auf tieferem Niveau. Ebenso treiben Spekulationen auf weiter nur moderate Zinsschritte der US-Notenbank die Börsen wieder an - noch vor zwei Wochen herrschte an den Märkten noch die gegenteilige Meinung vor.
Zwar sind die Börsen noch nicht auf dem Stand von Ende Januar, als die Korrektur einsetzte. Doch der breite US-Index S&P 500 weist für 2018 mittlerweile wieder eine Performance von 3 Prozent auf, der Swiss Marktet Index immerhin 1 Prozent. Marktbeobachter fokussieren sich nach wie vor auf die Rendite der zehnjährigen US-Staatsobligation als Richtungsweiser für die Börsen. Steigt die Marke über drei Prozent, könnte es an den Aktienmärkten wieder rumpeln.
«Unfreundliche Folgen für die Märkte»
Jamil Baz mag auf kurzfristige Sicht keine Prognose abgeben über den Verlauf der Börsen. Aber er, der bei Pimco "dafür bezahlt wird, die Märkte etwas besorgter zu betrachten als andere", wie er mit einem Schmunzeln anfügt, betrachtet die Lage an den Märkten mit einigem Unbehagen. Baz, der vor seiner Tätigkeit bei Pimco Anlage-Chefstratege beim legendären britischen Hedgefonds Man Group war, sieht derzeit zwei Hauptprobleme: Die hohe Verschuldung und die extrem hohen Bewertungen von Aktien wie auch Obligationen. "Die wuchtige Kombination dieser beiden Themen könnte unfreundliche Folgen für die Märkte haben", so Baz.
In der Tat sind die Schulden in der globalen Wirtschaft seit der Finanzkrise 2007 bis 2009 nochmals deutlich gestiegen. Die Tiefzinspolitik der Notenbanken hat es für Staaten, Unternehmen und Haushalte sehr leicht gemacht, neue Schulden aufzunehmen. Allerdings könnten Unternehmen und instabile Volkswirtschaften in Schwierigkeiten geraten, wenn die Zinsen künftig steigen - zumal unerwartet schnell unter hohem Inflationsdruck - und wenn die Investoren wieder höhere Risikoprämien verlangen.
Diese Ausgangslage verleitet Jamil Baz zur Aussage, dass Investoren "extrem vorsichtig sein sollten." Es lohne sich nicht, sich nach Ereignissen wie der letzten Börsenkorrektur Sorgen zu machen. "Man sollte sich lieber vorher Gedanken machen und Absicherungen vornehmen, wenn diese Sicherungsgeschäfte noch sehr günstig zu haben sind."
Das Problem sei aber, solche günstigen Sicherungsgeschäfte zu entdecken. Baz erwähnt dabei Anlagen, welche eine negative Korrelation zum Markt haben und nicht zu viel kosten: Obligationenmärkte oder Momentum Portfolios. Dabei handelt es sich um Strategien, welche auf bestehende Trends im Markt setzen wie etwa der Erwerb von Vermögenswerten, die bereits lange kontinuierlich gestiegen sind - oder der Leerverkauf eines Wertpapiers, welches sich in einem Abwärtstrend befindet.
Im cash-Video-Interview sagt Jamil Baz ausserdem, wie Anleger ihr Portfolio zusammenstellen sollten.