Auf das zweite Quartal 2021 werden Anlegerinnen und Anleger wohl mit Wehmut zurückblicken. Nach einer Konsolidierungsphase im April ging es an den Börsen im Mai und Juni kräftig aufwärts. Wie haben sich wohl Grossinvestoren im vergangenen Quartal verhalten? Welche gut gelaufenen Positionen wurden reduziert und wo sehen die Börsen-Gurus noch Renditen?

Aufschluss darüber geben jeweils die so genannten 13F-Filings an die US-Börsenaufsicht SEC, welche Grossanleger ab einem verwalteten Vermögen von über 100 Millionen Dollar regelmässig übermitteln müssen - spätestens 45 Tage nach Quartalsende. Der Überblick zu den Investitionen der Börsen-Gurus:

Warren Buffett:

Seine Transaktionen beachten die Anlegerinnen und Anleger wohl am meisten - beziehungsweise die Käufe und Verkäufe seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway. Diese hat im zweiten Quartal bloss eine Position signifikant aufgestockt: Eine Erhöhung um 21 Prozent der US-Supermarktkette Kroger. Sonts war Buffet mehrheitlich im Verkaufsmodus.

Bemerkenswert ist Buffetts Verkuf sämtlicher Aktien von Biogen, deren Alzheimermedikament Aduhelm im zweiten Quartal in den USA zugelassen wurde. Die Aktie stieg nach der Zulassung stark an, gab dann bis Ende Juni die Gewinne fast zur Hälfte wieder ab. Bei der Mediengruppe Liberty Global ist Buffett ebenfalls ausgestiegen, reduziert wurden die Positionen bei Marsh & McLennan, Abbvie, General Motors und Bristol-Myers Squibb.

George Soros

Der Milliardär George Soros zog offenbar die Notbremse bei den sogenannten Archegos-Aktien. Im Zuge des Zusammenbruchs des Hedgefonds-Vehikels Archegos Capital im vergangenen März, als zahlreiche involvierte Investmentbanken Notverkäufe tätigen mussten, nutze Soros die Gunst der Stunde. Er kaufte mit seiner Investmentfirma grosse Aktienpakete von gefallenen Aktien wie ViacomCBS, Discovery, Baidu, Vipshop und Tencent Music Entertainment (cash.ch hat hier berichtet).Allerdings: Die Soros-Wette auf eine Kurserholung war nun von kurzer Dauer.

Im zweiten Quartal stiess die Investmentfirma die Positionen allesamt wieder ab, wie aus den 13F Filings hervorgeht. Die Spekulation dürfte für den Milliardär vermutlich ein klares Verlustgeschäft gewesen sein. Vipshop ist zwischen Anfang April und Ende Juni um 33 Prozent eingebrochen, Tencent Music stürzte um weitere 24 Prozent ab, Discovery ging 21 Prozent zurück, Baidu fielen um 6 Prozent. Einzig ViacomCBS zeigte sich im zweiten Quartal wenig verändert. Doch Soros hat nicht nur Aktien verkauft, sondern auch Zukäufe getätigt. So hat er beispielsweise die Wette auf Amazon erhöht und neue Positionen bei IHS Markit und Proterra eröffnet.

Carl Icahn  

Der Milliarden-Investor Carl Icahn, der sich im Mai 2020 beim Autovermieter Hertz bös verzockt hatte, hat seine Positionen beim Autozulieferer Tenneco und Proteinshakehersteller Herbalife Nutrition liquidiert. Die Aktien von Tenneco haben sich im ersten Halbjahr beinahe verdoppelt. Seit Ende Juni ist der Aktienkurs aber stark zurückgekommen.

Stark reduziert hat Icahn den Aktienbestand bei den Energietiteln Occidental Petroleum und Delek. Das Investment-Urgestein sieht wohl langsam ein Ende der Öl- und Erdgaspreisrally und hat Gewinne mitgenommen - die Aktien von Occidental Petroleum sind im ersten Halbjahr um 80 Prozent gestiegen. Ausgebaut wurden dagegen die Positionen bei Icahns eigenem Unternehmen Icahn Enterprises und beim Technologie- und Dienstleistungsunternehmen Xerox.

Ray Dalio 
 
Der vom Milliardär Ray Dalio gegründete Hedgefonds Bridgewater Associates hat den Aktienbestand bei Walmart 45 Prozent erhöht. Der Einzelhandelskonzerns ist damit wertmässig die zweitgrösste Position im US-Portfolio. Ebenfalls stark aufgestockt wurden die Positionen beim Konsumgüter-Konzern Procter & Gamble, beim Pharmakonzern Johnson&Johnson, bei den Getränkeherstellern Coca-Cola und Pepsico und beim Schnellrestaurantbetreiber McDonald's. Die grösste Position hat der "SPDR S&P 500 ETF" (Exchange Traded Funds) inne, obwohl Bridgewater den Anteil 40 Prozent reduziert hatte. Ebenfalls stark reduziert wurden die Bestände an Tesla-Aktien - minus 31 Prozent.

Während die beiden Reisetitel Delta Air Lines und Southwest Airlines ganz liquidiert wurden, setzt Bridgewater neu auf United Airlines und Carnival. Eine Ähnliche Neugewichtung hat Bridgewater bei den Zyklikern vollzogen: Die Beteiligung an United Parcel Service und Boeing muss General Electric, Caterpillar und Deere&Co weichen. Neu ins Portfolio aufgenommen wurden ebenfalls die Chiphersteller Nvidia, Advanced Micro Devices, Intel und Micron Technology.  

John Paulson

Der Mann, der im letzten Jahr sein Hedge-Fonds-Business aufgab und nun ein Family Office betreibt, glaubt offenbar nicht mehr an Gold. Paulson ist bei "SPDR Gold Shares", ein von State Street betriebener börsengehandelter Fonds, ausgestiegen. Top-Verkäufe war auch Aktie des japanischen Pharma-Konzerns Takeda und der "Energy Select Sector SPDR Fund". Zugekauft hat Paulson bei Apache, Royal Dutch Shell, BP, Bally's, Kansas City Southern, Baidu oder Alibaba.

Jim Simons 

Die Anlagegesellschaft Renaissance Technologies, die von Mathematiker und Hedgefondsmanager Jim Simons gegründet wurde, nutzt quantitative Modelle und einen massiven Datenpool, um Muster im Markt zu identifizieren und von ihnen zu profitieren. Während sich der Aktienbestand beim Kinobetreiber AMC mehr als verdreifachte, wurde bei Tesla der Zweihänder hervorgeholt. Drei Viertel des Bestandes hat der Hedgefonds verkauft. 

Zu den Toppositionen im 80-Milliardenfonds gehören Stand Ende Juni Novo Nordisk, Verisign und Zoom. Zudem erhöhte Renaissance Technologies seine Nvidia-Position um 150 Prozent. Der Anteil der Amazon-Aktien wurde sogar versechzehnfacht. Damit ersetzen diese beiden Titel Monster Beverage und Target als viert- und fünftgrösste Position im Portfolio. Verdoppelt wurde auch das Investment in den Impfstoffhersteller Moderna.

Die SNB gibt mit ihrem Anlageverhalten einige Rätsel auf. Sie hat sich per Ende Juni von allen Alibaba-Aktien getrennt. Dabei betont sie immer wieder, dass sie kein aktives Stock Picking (und auch das Gegenteil) verfolgt, sondern indexnah investiert. Möglich ist, dass die SNB die in den USA verkauften Alibaba-Aktien neu in Hongkong-kotierte Alibaba-Titel investiert hat, weil die Kotierung des Titels in Zukunft wohl vollumfänglich in Asien sein könnte. Aber solche Sachen kommuniziert die SNB grundsätzlich nicht.

Daneben hat die SNB ihre Bestände beim Kinobetreiber AMC Entertainment fast vervierfacht - die Aktie hat sich im ersten Halbjahr um den Faktor 27 erhöht. Erhöht hat die SNB auch ihre Bestände bei den Fahrdienstvermitteln Uber und Lyft. Verkauft hat die SNB hingegen rund eine halbe Million ihrer 3,5 Millionen Aktien von McDonald’s. Die grössten Positionen im US-Aktienportfolio der SNB sind nach vier vor Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, Facebook, Tesla und Nvidia. Der Gesamtwert der US-Aktien der SNB beträgt 162 Milliarden Dollar.

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