Zwar haben die Anhänger des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump die 59-Jährige ohnehin regelmässig kritisiert. In dieser Woche sind jedoch die koordiniert wirkenden Attacken eskaliert.
«Kamala Harris ist inkompetent», erklärte etwa Karoline Leavitt, eine Sprecherin von Trumps Wahlkampfteam. «Sie hat bewiesen, dass sie die schwächste und schlechteste Vizepräsidentin der Geschichte ist, und sie hat Joe Biden bei seiner gesamten katastrophalen Politik der vergangenen vier Jahre zu 100 Prozent unterstützt.» Das Nationale Kongress-Komitee der Republikaner (NRCC), das Kandidaten für das Repräsentantenhaus unterstützt, beschimpfte sie als Bidens «enabler in chief» - wörtlich «Hauptermöglicherin», die seine Politik gefördert habe. Die auf Wahlkampfspenden für Trump fokussierte Organisation Maga Inc. nannte sie die «Invasionsbeauftragte» (engl. «invasion czar»).
Der Begriff zielt auf eine tatsächliche mögliche Schwachstelle von Harris: Biden hat sie beauftragt, mit den Staaten in Mittel- und Südamerika das Vorgehen gegen die illegale Einwanderung abzustimmen. Zwar hatte sie nie eine direkte Verantwortung für die Sicherung der Grenze zu Mexiko, über die Millionen von Menschen ohne Erlaubnis in die USA gekommen sind. Allerdings haben sie die Republikaner als dafür zuständig erklärt. Die von Trump wiederholt als «Invasion» bezeichnete Einwanderungswelle ist ein zentrales Wahlkampfthema für die Partei.
Trump selbst trat bei den Angriffen zunächst nicht in Erscheinung. Seit der Debatte vergangene Woche hat er sich ungewöhnlich stark zurückgehalten und von öffentlichen Auftritten und Erklärungen abgesehen. Damit bleibt die Debatte unter den Demokraten über Bidens Alter und Befähigung zum Amt im Vordergrund. «Das zeigt, dass der Kandidat selbst gereift ist», sagte ein hochrangiger Berater der Trump-Kampagne, der mit den internen Diskussionen vertraut ist. Man könne tatsächlich «einem alten Hund neue Kunststücke beibringen».
Das Wahlkampfteam von Biden und Harris hat sich den Angriffen entgegengestellt, ohne auf eine etwaige Übernahme der Kandidatur durch die heutige Vizepräsidentin einzugehen. Ihre Sprecherin Rhyan Lake erklärte, Harris sei stolz darauf, dass sie mit Biden in den Wahlkampf ziehe. Sollte Biden seine Bewerbung aufgeben, wäre sie zwar nicht automatisch die Kandidatin für die Wahl am 5. November, stünde aber an erster Stelle. Eine Reuters/Ipsos-Umfrage fand zuletzt, dass sie wie Biden etwa gleichauf mit Trump in der Wählergunst lag.
(Reuters)