Darauf deuten die am Mittwoch veröffentlichten Daten aus den Bundesländern hin: Die Teuerungsrate lag in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen jeweils über dem April-Wert. In Baden-Württemberg und Hessen stagnierte sie, nur in Brandenburg gab sie etwas nach. Die Inflationsrate lag in diesen sechs Ländern zwischen 1,9 und 3,1 Prozent, wie die Statistikämter mitteilten. Im April verharrte die bundesweite Teuerungsrate noch mit 2,2 Prozent auf dem niedrigsten Wert seit fast drei Jahren. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen erwarten für Mai einen Anstieg auf 2,4 Prozent. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht am Nachmittag eine erste Schätzung auf Basis der sechs Länderdaten.

Der erwartete Inflationsanstieg geht auch auf das sogenannte Deutschland-Ticket zurück, sagte Deutsche-Bank-Ökonom Sebastian Becker. Es wurde im Mai 2023 zum Preis von 49 Euro pro Monat eingeführt. «Das Deutschland-Ticket hat zu deutlich niedrigeren Preisen im öffentlichen Nahverkehr geführt», erläuterte Becker. Dieser Sondereffekt ist nun ausgelaufen, da der Preisvergleich nun nicht mehr mit den zuvor höheren Kosten erfolgt. «Bislang war die Vorjahresrate von der Einführung des Deutschland-Tickets im Mai 2023 nach unten verzerrt worden», betonten auch die Ökonomen der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). «Dieser Effekt fällt nun weg.»

Hinzu kommt noch ein weiterer Treiber: Seit Monatsbeginn wird eine höhere Flugticketsteuer erhoben. «Es ist davon auszugehen, dass die Fluggesellschaften aufgrund der hohen Nachfrage diese Kosten auf die Passagiere überwälzen können», hiess es bei der Helaba.

Angesichts der insgesamt abflauenden Inflation steuert die Europäische Zentralbank (EZB) auf eine Zinswende zu. Sie dürfte in der kommenden Woche ihren Leitzins erstmals wieder senken. Er liegt aktuell auf dem Rekordniveau von 4,5 Prozent, mit dem die Währungshüter die Inflation dämpfen wollten. Sie streben eine Teuerungsrate von zwei Prozent an.

(Reuters)