Die Verbraucherpreise zogen um durchschnittlich 68,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat an, wie das Statistikamt am Mittwoch mitteilte. Das ist der höchste Wert seit Ende 2022. Im Februar lag die Teuerungsrate noch bei rund 67,1 Prozent. Allein von Februar auf März verteuerten sich Waren und Dienstleistungen um fast 3,2 Prozent. Besonders für Bildung, Hotels, Cafés und Restaurants sowie für Gesundheit, Verkehr und Lebensmittel mussten die Türken tiefer in die Taschen greifen.
Die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten gelten als ein Grund für die Niederlage der AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan bei den Kommunalwahlen am vergangenen Wochenende. In zahlreichen Grossstädten - darunter in Istanbul - konnte sich die Opposition durchsetzen.
Die türkische Zentralbank hat angesichts der hartnäckig hohen Inflation ihre Geldpolitik zuletzt überraschend gestrafft. Der Leitzins wurde im März von 45 auf 50 Prozent angehoben. Begründet wurde der Schritt mit verschlechterten Inflationsaussichten.
«Der straffe geldpolitische Kurs wird so lange beibehalten, bis ein signifikanter und anhaltender Rückgang des zugrunde liegenden Trends der monatlichen Inflation zu beobachten ist», hiess es. Auch müssten die Inflationserwartungen sinken. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen gehen davon aus, dass die Inflationsrate bis Jahresende auf knapp 44 Prozent fallen wird.
Die türkische Landeswährung Lira hat in den vergangenen Jahren erheblich an Wert verloren. Das gilt als ein Grund für die hohe Inflation. Viele Importe, die auf den Weltmärkten in Devisen bezahlt werden müssen, verteuern sich durch die schwächelnde Landeswährung. Steigende Leitzinsen können eine Währung für Investoren wieder attraktiver machen.
(Reuters)